In den militärischen Auseinandersetzungen nach dem Tode Alexanders des Großen gelang es dem makedonischen General Seleukos, ein Reich zu gründen, das von Kleinasien bis Baktrien reichte und das, wenn auch nicht in diesen Grenzen, fast 250 Jahre (312-63 v. Chr.) Bestand haben sollte. Als Makedone herrschte Seleukos über ein multiethnisches Riesenreich, das strukturell nur schwer zu kontrollieren war. Um hier zu reüssieren, mussten sich Seleukos und seine Nachfolger vor allem im Krieg bewähren, aber auch als generöse Wohltäter, Bewahrer einheimischer Traditionen und göttliche Herrscher erweisen. Mit anderen Worten: Sie bedurften einer gewissen „chameleon quality“ (John Ma). Wie erfolgreich seleukidische Herrscher dabei in ihrer Herrschaftsrepräsentation jeweils waren und mit welchen strukturellen Problemen sie sich im Einzelnen auseinanderzusetzen hatten, wird eine Leitfrage des Seminars sein.


Das Interesse der althistorischen Forschung an der Geschichte des Seleukidenreiches hat in den letzten 30 Jahren noch einmal stark zugenommen (insbesondere ist auf die drei unten genannten, exzellenten Monographien von Kuhrt und Sherwin-White 1993, Ma ²2002 und Kosmin 2014 zu verweisen). Neben der Tatsache, dass zuletzt jedes Jahr mindestens eine Monographie und ein Sammelband zur seleukidischen Geschichte erschienen sind, zeigt sich dieses Interesse auch an der mittlerweile mehr oder weniger festen Etablierung eines Seleukid Study Days an wechselnden Orten.


Im Seminar wollen wir nach einer Einführung in den allgemeinen Charakter des hellenistischen Königtums insbesondere von der Forschung jüngst aufgegriffene Themen wie die Usurpation im Seleukidenreich, die Rolle der Königsfrauen oder die Bedeutung der seleukidischen Münzprägung in den Blick nehmen und uns mit in den letzten Jahren in den Fokus gerückten Fragen wie der nach der Kommunikation des Königs mit den einzelnen Bevölkerungsgruppen des Reiches beschäftigen. Gemeinsam soll abschließend versucht werden, ein Zwischenfazit zu den Ergebnissen der neueren Studien zur seleukidischen Geschichte zu ziehen.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2020/21