Hinweis: Für die Modulbelegung bietet sich eine Kombination mit der Vorlesung "Nach dem Krieg: Europa in den 1650er Jahren" von PD Dr. André Krischer an.

Seit dem ausgehenden 15. Jahrhundert etablierte sich zunächst in Italien und nach und nach in ganz Europa das Duell als eine neu begriffene und beschriebene Gewaltpraxis, die mit dem Potential des Exklusiven ausgestattet zum Symbol einer Elitenkultur werden sollte. Aber obwohl das Duell ohne Zweifel als gesamteuropäisches Phänomen begriffen werden muss, finden sich doch in räumlicher und zeitlicher Perspektive erhebliche Unterschiede. So etablierte sich das Duell in Spanien und England eher als im Rheinland oder Russland. Im Schweden des 17. Jahrhunderts wurden unter dem Begriff Duell andere Gewaltpraxen verstanden und beschrieben als dies zur gleichen Zeit in Frankreich der Fall war. Zugleich weisen die politischen, literarischen, juristischen und theologischen Debatten über das Duell und die Duellanten bemerkenswerte Unterschiede auf. Es finden sich räumlich oder auf bestimmte Gruppen der Gesellschaft begrenzte Konjunkturen des Duells und Phasen, in denen es fast verschwindet, bis dann im 19. Jahrhundert eine letzte große Blüte des Duells einsetzte.

Anliegen des Seminars ist es, die divergierenden Duellkulturen in den verschiedenen Regionen Europas zu untersuchen und vergleichend zu diskutieren. Dabei stehen zum einen Praktiken und Protagonisten des Duells im Blickpunkt. Zum andern soll aber auch geklärt werden, welche Bedeutung politische, theologische, literarische und juristische Diskurse über das Duell für die Herausbildung gruppen-, länder- und zeitspezifischer Duellkulturen hatten. Entsprechend wird im Seminar ein disziplinär übergreifender Ansatz verfolgt: Rechtstexte, Predigten oder Theaterstücke werden ebenso untersucht wie die Beschreibungen einzelner Duelle in Briefen oder Gerichtsakten, geschichtswissenschaftliche Untersuchungen ebenso herangezogen wie juristische, literaturwissenschaftliche oder kunsthistorische Arbeiten über das Duell. Die europäische Perspektive des Seminars bringt es mit sich, dass die Teilnehmer/innen bereit sein müssen, englische Forschungsliteratur zu bearbeiten (jede weitere Fremdsprache ist hochwillkommen)!

 

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2020/21