Der Dreißigjährige Krieg, der 1618 in Böhmen ausbrach, das Heilige Römische Reich verheerte und bis 1648 jede europäische Macht in seinen Sog zog, galt bis ins 20. Jahrhundert als die größte Katastrophe, die je über Deutschland hereingebrochen war. Die Geschichtsschreibung hat sich ausgiebig mit den großen Persönlichkeiten, den Schlachten, der Herrscherpolitik und den Auswirkungen des ‚teutschen Krieges‘ beschäftigt, und diese zentral in die Masternarrative der europäischen Vergangenheit eingeschrieben. In diesem Proseminar nähern wir uns dem Krieg mikrohistorisch über Selbstzeugnisse (oder ‚Egodokumente‘)und das zeitgenössische Nachrichtenwesen. Wir müssen uns fragen, wie sich unser Blick auf die Geschichte ändert, wenn wir uns von den linearen, zielgerichteten, epischen Großerzählungen entfernen und uns mit den chaotischen, widersprüchlichen und lokal gebundenen und vor allem subjektiven Erlebnissen der Zeitgenossen konfrontieren. Welchen Gewinn können wir aus dieser Ausweitung der Perspektiven ziehen und vor welche Probleme stellt sie Historiker*innen?

Kurs im HIS-LSF

Semester: WT 2020/21
ePortfolio: No