Im Hinblick auf das kulturelle Lernen durchlebte der Fremdsprachenunterricht in den 1980er und 1990er Jahren eine beachtliche Entwicklung. Während bis dahin die Thematisierung von Nationalkulturen sowie die Vermittlung landeskundlichen Faktenwissens den Fremdsprachunterricht ausmachten, wird spätestens mit dem Begriff Interkulturelle Kommunikative Kompetenz (Byram 1997) die Interaktion mit anderskulturell geprägten Menschen zur zentralen Thematik erhoben. Auch der Klassenraum selbst wird, bedingt durch die zunehmend heterogene und plurikulturelle Schüler- und Lehrerschaft, mit den Metaphern des „hybriden Raums“ (Hallet 2002) bzw. „dritten Ortes“ (Kramsch 1993) umschrieben, da in diesem stetig kulturelle Identitäten, Werte und Sichtweisen aufeinandertreffen, welche idealerweise durch unterrichtliche Verfahren ausgehandelt und kreativ weiterentwickelt werden. Da interkulturelles Lernen jedoch auch außerhalb des Klassenraums stattfindet, sollten Lernende darüber hinaus regelmäßig dazu angehalten werden, Inhalte autonom zu erarbeiten, selbstständig Aushandlungsprozesse zu vollziehen und ihre Erfahrungen eigenständig zu reflektieren, sodass sich der Einbezug von Flipped-Formaten im Rahmen des interkulturellen Lernens anbietet. Diese Formate zeichnen sich dadurch aus, dass die Lernenden Lerninhalte selbstständig zu Hause erarbeiten, um sie dann im Unterricht zu vertiefen und anzuwenden.

 

Um die Studierenden in diesem Sinne an das Thema interkulturelles Lernen im Spanischunterricht heranzuführen, soll sich im Rahmen des gesamten Seminars dem Format des Flipped Classrooms bedient werden, um so zunächst zentrale Begrifflichkeiten wie Kultur, interkulturelles und transkulturelles Lernen und Interkulturelle Kommunikative Kompetenz sowie relevante Kompetenzbereiche und aktuellen Prinzipien des Fremdsprachenunterrichts selbstständig zu erarbeiten. Die Präsenzphasen im Seminar sollen schließlich für tiefergehende Diskussionen der erarbeiteten Thematiken sowie zur Erprobung, Analyse und Konzeption von interkulturell ausgerichteten Aufgaben, Materialien und Methoden dienen. Im Rahmen der Aufgabenkonzeption soll schließlich auch das im Seminarkontext selbst erlebte Format des Flipped Classroom für die eigene Lehre evaluiert, reflektiert und praktisch umgesetzt werden. Ziel des Seminars ist es, den Studierenden aufzuzeigen, wie interkulturelles Lernen im Flipped Classroom umgesetzt sowie dem Zielsprachenerwerb dienlich kreativ ausgestaltet werden kann.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2020/21