„Die Frage nach der ‚Identität‘ wurde und wird in der Gesellschaftstheorie heftig diskutiert. Alte Identitäten, die die soziale Welt lange stabilisiert haben, sind im Niedergang begriffen, machen neuen Identitäten Platz, das moderne Individuum als einheitliches Subjekt wird fragmentiert - so lautet ein wesentliches Argument. Diese ‚Krise der Identität‘ ist als Teil eines umfassenden Wandlungsprozesses zu sehen, der die zentralen Strukturen und Prozesse modernder Gesellschaften verschiebt und die Netzwerke unterminiert, die den Individuen in der sozialen Welt eine stabile Verankerung gaben.” (Hall 1994: 180)


Stuart Hall konstatierte zu Beginn der 1990er Jahre die „Krise” der (kulturellen) Identität, die spät- (oder post-) moderne Gesellschaften durchziehe. Für die Politische und die Neue Kulturgeographie ergibt sie aus der Tatsache, dass ‚Raum‘ eine zentrale Kategorie ist, in der sich Kultur, Identität und Differenz manifestieren, ein wichtiges Forschungsfeld.
Im angebotenen Seminar soll zunächst ein theoretisch-konzeptionelles Fundament zur Analyse und Diskussion dieser „Krise” gelegt sowie anschließend anhand verschiedener Fallbeispiele ergründet werden, ob und wie Halls These auch für die zeitgenössischen Gesellschaften zutrifft und in welchem Verhältnis Kultur, Raum, Identität und Differenz in der Postmoderne zueinander stehen. Da das Seminar als Lektürekurs aufgebaut ist, sollten alle Teilnehmenden die Bereitschaft mitbringen, für die meisten der Seminarsitzungen einen Text im Selbststudium vorzubereiten. Gleichzeitig werden ausreihend Gelegenheiten für das Erbringen mündlicher Studienleistungen durch Studierende bestehen.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2020/21