Wohl in keiner anderen Gattung der neulateinischen Literatur ist die Strahlkraft antiker Modelle so deutlich wahrzunehmen wie in der Epik. Insbesondere Vergil, aber auch Lucan, Statius und Claudian prägten für mehr als anderthalb Jahrtausende die Art und Weise, wie Geschichte und Geschichten in hexametrischer Großdichtung eine poetische Form gegeben wurde. Mit dem italienischen Humanismus, ab ca. 1430, nahm die Produktion dieser Texte exponentiell zu. Sowohl gelungene als auch fehlgeschlagene epische Großprojekte geben einen faszinierenden Eindruck davon, wie der Umgang frühneuzeitlicher lateinischer Dichter mit der antiken Epik sich durch imitatio, aemulatio, Ergänzung, Konfrontation und Überbietung vollzog. Ein längsschnittartiger, textzentrierter Durchgang durch die lateinische Epik des 15. bis 18. Jahrhunderts soll dieses Spannungsfeld von Traditionsbindung und Innovationsbestrebungen aufzeigen. Wir werden unter anderem 13 Bücher der Aeneis, Bibelepen, in denen ein christlicher Hades gegen den Messias intrigiert, Columbus-Dichtungen, die die spanische Landnahme in der Neuen Welt sowie die Landung der Trojaner in Italien schildern und Texte über die heroischen Kriegstaten von Sultan Mehmed II., Gustav Adolf und Napoleon lesen.

 

 

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2020/21