Insbesondere in der französischen Aufklärungsphilosophie wurde im Kreis der Enzyklopädisten eine Religionskritik betrieben, welche die „menschlichen Kenntnisse“, die „Gewissheit des Beweises“ oder die Begründung durch „vernünftige Überlegung“ der Glaubensgewissheit gegenüberstellte und so den Geltungsanspruch der Religion von dem Geltungsanspruch des Wissens trennte. Der radikalere Teil der Enzyklopädisten entwickelte die Vorstellung einer wissensbasierten Gesellschaftsordnung, mit einer expertokratischen Herrschaftsform. Wissen über Natur, Bedürfnisbefriedigung der Massen, Herrschaft der Leistungsfähigsten, Trennung von Staat und Kirche und Privatisierung des religiösen Glaubens bilden das Kernprogramm der radikalen Aufklärung, die damit das epistemologische Feld der Moderne mit einer bestimmten Vorstellung der sozio-politischen Ordnung zusammengezogen hat. 

Im Seminar sollen die verschiedenen Wissenskonzepte, Religionskritiken und sozio-politischen Ordnungsentwürfe der radikalen Aufklärer vorgestellt werden. Sowohl die Konzepte der einzelnen Autoren wie auch die Gesamtbewegung der französischen Radikalaufklärung sollen von den Studierenden mit dem gegenwärtigen Verhältnis von Wissenschaft, Religion und Staat in Verbindung gebracht werden.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2020/21
ePortfolio: Nein