Teilnahmebedingung:

Wichtig! Beachten Sie bitte, dass dieses Seminar bereits Ende Januar 2020 abgeschlossen sein wird. Das bedeutet sowohl, dass die Seminarinhalte teils in Form von wöchentlichen Präsenzsitzungen, teils in Form von Blockveranstaltungen präsentiert werden (siehe dazu die Terminübersicht); als auch, dass eventuell geplante Hausarbeiten bis zum 7. Januar 2021 fertiggestellt sein müssen.

 

Seminarbeschreibung:

Jede kleinere oder größere Gruppierung (bis hin zu einer komplexen Organisationsform wie der einer Kultur) bemüht sich, einen konstitutiven gemeinsamen Nenner zu finden, auf den alle Mitglieder der Gruppierung übereinkommen. Zentral ist dabei als Verfahren der Selbst-Definierung, für das sie Strategien und Prozesse der Abgrenzung nutzt, indem das in bestimmter Art und Weise konzipierte „Eigene” einem entsprechend diametral entgegensetzt konstruierten „Anderen” gegenübergestellt wird. Dieses „Andere” steht damit in direkter Abhängigkeit zum Selbstbild der betreffenden Gruppierung nicht nur dadurch, dass es sich zu diesem in dialektischer Interdependenz befindet, sondern auch dadurch, dass sich (in ähnlicher Weise wie in der Selbstdefinition) in der Fremddefinition die Charakteristika der jeweiligen Gruppierung niederschlagen.
     Da Filme als modellbildende Zeichensysteme fungieren, mit denen sich kulturelle Gruppen über ihre Selbst- und Fremddefinitionen verständigen, lassen sich die relevanten Verfahren der Definition von „Eigenem” und „Anderem” auch in ihnen nachweisen und wissenschaftlich erforschen. Die Kategorien solcher gruppenkonstituierenden Verfahren sind im Grunde willkürlich wählbar, werden häufig jedoch nach ethnischen, politischen, sozialen, geschlechtlichen, sexuellen, potentistischen, klassistischen, altersspezifischen, topologischen etc. Gesichtspunkten gebildet. Für die wissenschaftliche Analyse ist dann relevant, was der Film selbst als relevante Kategorie propagiert.
     Auf Grundlage strukturalistisch-semiotischer Überlegungen zur Analyse und Modellierung kulturkonstitutiver Texte widmet sich das Seminar thematisch einschlägigen Beispielfilmen aus 70 Jahren Filmgeschichte.
     Das Seminar richtet sich in erster Linie an Studierende, die eine Studienleistung in Form einer Sitzungsgestaltung erbringen möchten.

 

Lektüreempfehlungen:

Hans Krah, Michael Titzmann (Hg.): Medien und Kommunikation. Eine interdisziplinäre Einführung. Dritte, stark erweiterte Auflage. Passau 2013.

Gräf, Dennis; Großmann, Stephanie; Klimczak, Peter; Krah, Hans; Wagner, Marietheres: Filmsemiotik: Eine Einführung in die Analyse audiovisueller Formate. Marburg 2011.

Jurij Lotman: Die Struktur literarischer Texte. Übersetzt von Rolf-Dietrich Keil. München 1972.

Renner, Karl Nikolaus: Grenze und Ereignis. Weiterführende Überlegungen zum Ereigniskonzept von J. M. Lotman. S. 357-381. In: Frank, Gustav; Lukas, Wolfgang (Hrsg.): Norm. Grenze. Abweichung. Kultursemiotische Studien zu Literatur, Medien und Wirtschaft. Passau 2004.

Klaus Kanzog: Einführung in die Filmphilologie. München 1997.

Andreas Braidt: Film-Genus. Gender und Genre in der Filmwahrnehmung. Marburg 2008.

Vera Nünning, Ansgar Nünning (Hg.): ErzähItextanalyse und Gender Studies. Stuttgart, Weimar 2004.

Ulla Kriebernegg, Roberta Maierhofer, Hermine Penz (Hg.): Interkulturalität und Bildung. Wien, Berlin, 2012

Hanne Walberg: Film-Bildung im Zeichen des Fremden. Ein bildungstheoretischer Beitrag zur Filmpädagogik. Bielefeld 2011.

Hendrik Blumentrath, Julia Bodenburg, Boger Hillman, Martina Wagner-Egelhaaf: Transkulturalität. Türkisch-deutsche Konstellationen in Literatur und Film. Münster 2007.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2020/21