Das Seminar „Geist, Gesundheit & Gesellschaft – (Mental) Health & KuSA” richtet sich an Studierende des Moduls 3 im BA-Studiengang „Kultur- und Sozialanthropologie”. Ziel der Veranstaltung ist die Erarbeitung von Grundlagen und Überschneidungen der interdisziplinären Arbeitsfelder der Medizin- und Religionsethnologie sowie der Trans/Kulturellen Psychiatrie aus der Perspektive der Sozialanthropologie sowie die Betrachtung translokaler Prozesse und Dynamiken globaler Gesundheitsversorgung.

 

Die sozialanthropologische Betrachtung körperlicher und geistiger Leiden und deren Behandlung wird vorgestellt. Wissens- und Medizinsysteme und ihr Verhältnis untereinander werden unter verschiedenen Blickwinkeln diskutiert: als Praxis, Institution, Diskurs, aber auch Erfahrung. Individuen, die in sozio-kulturell jeweils spezifischer Weise von sozialen Normen und Gesundheitsvorstellungen abweichen, gelten überall als „deviant”, „krank” oder „verrückt” und werden besonderen Heil-Ritualen oder therapeutischen Behandlungen unterzogen. Was aber als „gesund”, „krank” oder „geheilt” verstanden wird, wie es gedeutet und wie damit umgegangen wird, ist einerseits medizinhistorisch bedingt und verzweigt, unterscheidet sich aber auch auf vielfältige Weise nicht nur zwischen, sondern auch innerhalb verschiedener Gesellschaften, Religionen und Kulturen. Diesem Phänomen werden wir uns mit kultur- und sozialanthropologischen Methoden nähern.

 

Das Verhältnis sozialer Kategorien wie normal und anormal und deren Generierung durch kulturspezifische Mechanismen werden dargestellt und untersucht. Ausgehend von der Geschichte der Medizin und Psychiatrie in Europa und ihrem historischen weltweiten Export im Zuge des Kolonialismus und der Globalisierung werden in dieser Veranstaltung kulturspezifische lokale Konzeptionen sowie deren translokale, transkulturelle und transnationale Verbreitung in verschiedenen Kontexten dargestellt, analysiert und diskutiert. Auch mit Blick auf Migrationsbewegungen, Klimawandel sowie der aktuellen Covid19-Pandemie werden konkrete Fallbeispiele vorgestellt und reflektiert.

 

Wir werden uns demnach mit der Frage auseinandersetzen, ob Diskurse und Praktiken bzgl. Gesundheit und Krankheit universal gültig sind bzw. welche Rolle „Kultur”, „Gesellschaft”, „Religion”, „Politik”, „Wirtschaft” und vor allem „persönliche Erfahrung” spielen. Welche Schlussfolgerungen lassen sich daraus ziehen für eine interpretative, kritische und/oder angewandte Kultur- und Sozialanthropologie, die den Bedürfnissen und Ressourcen der Menschen in ihrer Lebenswirklichkeit gerecht werden will? Welche Möglichkeiten des Verständnisses, der Interaktion und der aktiven Teilhabe ergeben sich für Kultur- und Sozialanthropologen in diesem Feld? Welche Möglichkeiten und Perspektiven ergeben sich aus einer Kooperation von Medizin, Psychiatrie und Kultur- und Sozialanthroplogie?

 

Das Seminar bietet sich insbesondere als theoretische Einführung in ein Themengebiet an, welches einen Schwerpunkt des Instituts für Ethnologie in Münster bildet und durch weiterführende Veranstaltungen, z.B. einem eher praktisch orientierten Projektseminar im Modul 4, vertieft werden kann.

 

Voraussetzung zur Teilnahme sind:

1)      Interesse am Thema

2)      Regelmäßigen Teilnahme

3)      Offenheit für innovative Lehrmethoden

4)      Vorbereitung relevanter Texte zur Diskussion in Gruppenarbeit bzw. Kurzreferaten

5)      Flexibilität bzgl. Teamarbeit

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2020/21