War das Latinum früher Eingangsvoraussetzung in vielen Studiengängen, so verzichten viele Fächer
seit der europaweiten Umstellung auf gestufte BA- und MA-Studiengänge auf diese Hürde. Dies gilt
auch für romanistische Studiengänge, in denen die Forderung nach Lateinkenntnissen entweder ganz
aufgegeben wurde oder den Universitäten freigestellt wurde. Hieraus ergibt sich ein Problem:
Lateinkenntnisse werden jetzt zwar nicht mehr obligatorisch abverlangt, fachlich aber in der
Romanistik nach wie vor gebraucht. „Es wird also künftig RomanistInnen zweiter Klasse geben, die
bei jeder historischen Fragestellung aus Mangel an Lateinkenntnissen passen müssen“ (Müller-Lancé, 2012, 13). Dies zu
verhindern, ist Ziel dieses Tutoriums: Es ist sozusagen ein knapper Lateinlehrgang, der genau die
Kenntnisse vermittelt, die man als RomanistIn benötigt. Hierbei orientiert sich das Tutorium vor allem
an dem Lehrbuch „Latein für Romanisten“ von Johannes Müller-Lancé: Es zielt weniger auf
Übersetzungskompetenz ab (dafür dienen primär die Latinumskurse), sondern viel mehr auf
Sprachreflexion, auf Einblick in den Ablauf von Sprachwandelprozessen und in die Zusammenhänge
mit der Entwicklung der romanischen Sprachen. Dabei wird Latein als Tertiärsprache unterrichtet,
d.h. Vorkenntnisse in anderen romanischen Sprachen werden gezielt für die Bewusstmachung und
Memorierung lateinischer Formen eingesetzt.
- Lehrende/r: Lena Pauline Saur