„All government […] is founded on compromise and barter” – so das Urteil des britischen Politikers und Politiktheoretikers Edmund Burke im 18. Jahrhundert. Neben der autoritativen (Mehrheits-)Entscheidung und dem Konsens ist der (in der Regel aus Verhandlungen) resultierende Kompromiss einer der zentralen Instrumente der Politik. In merkwürdigen Kontrast zu dieser Konstatierung der bedeutenden Rolle des Kompromisses in der Politik steht seine Vernachlässigung als Gegenstand politikwissenschaftlicher empirischer Forschung und Theoriebildung.

Was den Kompromiss ausmacht, welche Arten von Kompromissen es gibt, für welche politische Materien er sich eignet, unter welchen Bedingungen Kompromisse erzielt werden können, wie sich die Fairness oder Gerechtigkeit von Kompromissen bestimmen lassen, in welchen Situationen Kompromisse moralisch fragwürdig sind – all diese Fragen sind bisher noch nicht systematisch erforscht worden. Erst in den letzten Jahren ist der Kompromiss wieder verstärkt in den Fokus der Politikwissenschaft geraten. Gegenstand des Lektürekurses werden klassische und moderne Texte zum Kompromiss sein. Einen Schwerpunkt werden Texte aus der jüngeren Debatte in der Politischen Theorie über den Kompromiss bilden.

 

Zur Vorbereitung empfohlene Literatur:

 

ganz kurz:

Greifenhagen, Martin (2008): Kompromiss, in: Gosepath, Stefan/Hinsch, Wilfried/Rössler, Beate (Hrsg.): Handbuch der politischen Philosophie und Sozialphilosophie. Bd. 1. Berlin: De Gruyter, 635-638.

 

unterschiedliche Aspekte und Domänen von Kompromissen:

Politics as Compromise, Special Issue, Government and Opposition 47 (3), 2012.

 

weitere Literatur:

 

Greiffenhagen, Martin (1999): Kulturen des Kompromisses. Opladen: Leske + Budrich.

Günther, Klaus (2006): Politik des Kompromisses. Dissensmanagement in pluralistischen Demokratien. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Pennock, James Roland/Chapman, John W., (Hrsg.) (1979): Compromise in ethics, law, and politics. New York: New York University Press.

Willems, Ulrich (2016): Wertkonflikte als Herausforderung der Demokratie. Wiesbaden: Springer VS, Kap. 7 (Das Buch ist im Uninetz in der Universitätsbibliothek zugänglich als online-Ressource)

 

Literatur zum Kompromiss in der Politischen Theorie:

 

Baume, Sandrine/Novak, Stéphanie, (Hrsg.) (2020): Compromises in democracy. London: Palgrave Macmillan.

Knight, Jack, (Hrsg.) (2018): Compromise. New York: New York University Press.

Rostbøll, Christian F./Scavenius, Theresa, (Hrsg.) (2018): Compromise and disagreement in contemporary political theory. New York London: Routledge.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2020/21