Die reiche Tradition der Dichtungstheorie fragt einerseits danach, welche Kriterien Dichtung auszeichnen und welche Formen und Gattungen sich ausmachen lassen und interessiert sich zweitens auch normativ dafür, wie gute Dichtung aussieht und welche Kriterien sie wiederum zu erfüllen hat. Wichtige Beobachtungsfelder sind dabei zum einen die Darstellung der Welt innerhalb der Dichtung (mimesis), zum anderen die Auseinandersetzung mit der literarischen Tradition (imitatioaemulatio). Ausgehend von der Ars poetica des Horaz (1. Jh. v. Chr.) werden wir im Seminar die Tradition lateinischer Dichtungslehren über das Mittelalter bis in die Renaissance hinein anhand einiger prominenter Beispiele verfolgen. Thematisiert werden z. B. De arte metrica des Beda Venerabilis (8. Jh.), die Poetria nova des Galfredus de Vino Salvo (12. Jh.), De arte poetica (1517) des Marcus Hieronymus Vida sowie die monumentalen Poetices libri septem (1561) des Julius Caesar Scaliger.

Ein wichtiges Ziel ist die Vertiefung der Kenntnisse der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zur sprachlichen Erschließung der Texte. Da wir uns mit den Texten zumeist im lateinischen Original auseinandersetzen werden, sind ausreichende Lateinkenntnisse für die Teilnahme unabdingbar. Je nach Interessenlage besteht auch die Möglichkeit, das Seminar durch einen Blick auf frühneuzeitliche volkssprachige Dichtungslehren abzurunden.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2020/21