Eurokrise, Brexit und rechtspopulistische Strömungen: Wie steht es um die Europäische Union und wie kann man über ‚europäische Integration‘ in einer Zeit nachdenken, zu der eher Themen der Rückbesinnung auf nationalstaatliche Souveränität als die Vertiefung der Europäischen Union auf der politischen Agenda stehen? Brauchen wir nun Theorien der europäischen Desintegration?

 

Die Europäische Union ist ein vielschichtiges politisch‐administratives Machtgefüge. Viele Theorien zur europäischen Integration fragen deshalb nach dem Machtverhältnis zwischen EU‐Institutionen und den Mitgliedstaaten. Die Forschung begreift die Europäischen Integration vorwiegend als Prozess. Eine regelmäßig wiederkehrende Frage ist jedoch ‚quo vadis?‘ – wohin entwickelt sich die Europäische Union? Soll sie sich im Idealfall zu einem Föderalen Staat entwickeln oder sollte die EU sich auf die rein wirtschaftliche Integration rückbesinnen?

 

Im Zwiespalt zwischen regionaler Autonomie und supranationalem Zusammenschluss, geht es um die zentralen Fragen des politischen Zusammenlebens: Wo steht die Europäische Union hinsichtlich der Organisation des Miteinanders in Vielfalt, welche Rolle spielen Überlegungen zur demokratischen Legitimität und zur Gewaltenteilung? Und inwiefern beschreitet die EU einen ‚dritten Weg‘ zwischen supranationaler Staatsbildung und der Rückkehr zum Nationalstaat?

 

Die Themen im Seminar sind:

 

-      Wie funktionieren ‚Theorien‘ in methodisch-strategischer Hinsicht? Ursprünge und Weiterentwicklungen der ‚Klassiker‘ unter den Europäischen Integrationstheorien.

-      Fortschreitende Integration als Zwangsläufigkeit, politisch gewollt oder Rückbesinnung auf den Nationalstaat infolge von Überforderung und Krisenzeiten?

-      Zwischen Integration, Desintegration und Staatsbildung: Die EU ein "Super-"Manager, der ‚nudges‘ und ‚nags‘?

-      Das ‚Bürokratiemonster‘ namens EU? Wie politische Akteure europäische Entscheidungen ‚auf Augenhöhe‘ – ergo in Politiknetzwerken und in horizontalen Verhandlungssituationen – gestalten

-      Die EU in der Praxis: Wie steht es in der heutigen EU um die Gewaltenteilung zwischen Legislative, Exekutive und Judikative?

 

Methode: In diesem Lektürekurs steht das kritische Lesen von Primärquellen im Vordergrund. Die enge Auseinandersetzung mit der originären Textgrundlage bietet die Möglichkeit anhand herausfordernder Textstellen und ungewöhnlicher Textstrukturen, mehr über die Ursprünge und Entwicklung wissenschaftlicher Theorien zu lernen.

 

Leistungsanforderung: Die Studienleistung zum Lektürekurs beinhaltet das Studium und die Ausarbeitung von Lernmaterialien zu einem ausgewählten Seminarthema, welches ein Peer-Review-Verfahren durchläuft. Die Prüfungsleistung ist entsprechend der PStO eine schriftliche Ausarbeitung.

 

Voraussetzungen: Der Kurs setzt Vorkenntnisse zum politischen System der EU voraus und kann beispielsweise im Anschluss an Herrn Dr. Freises Standardkurs „Einführung in den europäischen Integrationsprozess“ belegt werden.

 

Empfohlene Lektüre zum Kurs (als Online-Ressource in der ULB Münster verfügbar):

 

  • Bieling, Hans-Jürgen, and Marika Lerch. 2012. Theorien der europäischen Integration. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden
  • Hustedt, T. u.a. Hrsg. 2014. Verwaltungsstrukturen in der Europäischen Union. Wiesbaden: Springer Fachmedien, Kapitel 2

 

 

Seminartermine (voraussichtlich im Online-Format):

 

-      Vorbereitende Sitzung am Dienstag, den 03.11.2020 um 10 Uhr c.t. (Host: Christina Reinke)

-      Gruppensitzungen am Dienstag, den 10.11.2020, am Dienstag, den 17.11.2020 und am Dienstag, den 15.12.2020 jeweils um 10Uhr c.t. (Host je Gruppe: Gruppenleiter*innen)

-      Beginn des Peer-Review-Verfahrens am Dienstag, den 01.12.2020 (Teilen erster Arbeitsergebnisse innerhalb des Seminars; Peer-Review bedeutet dabei, dass für jedes Lernmaterial (z.B. Text, Video oder Audio) Feedback aus den anderen Gruppen eingeholt wird); Peer-Review-Meetings finden am Dienstag, den 08.12.2020 um 10 Uhr c.t. statt (Host je gruppenübergreifendem Meeting: Gruppenleiter*innen der thematischen Gruppen)

-      Abgabe der Lernmaterialien zur Erbringung einer Studienleistung am Freitag, den 15.01.2020

-      Nachbereitende Sitzung am Dienstag, den 26.01.2020 um 10 Uhr c.t. (Host: Christina Reinke)

-      Ergänzend: Studienangebot zum selbstverantwortlichen Lernen im zeitlichen Umfang von zwei Seminarsitzungen

 

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2020/21