Die große Bedeutung der „Metaphysik“ des Aristoteles in der Geschichte der Philosophie ist unbestritten. Bekanntlich ist das Werk selbst keine einheitliche Abhandlung zur ‚Metaphysik‘, sondern eine Sammlung von Texten (14 Bücher) zu unterschiedlichen Problemen, die erst einige Jahrhunderte nach dem Tod des Aristoteles unter dem Titel ‚Metaphysik‘ herausgegeben wurden. Aristoteles selbst nennt die Wissenschaft – die er in diesen Texten entwickelt – erste Philosophie (prote philosophia), Weisheit (sophia) und theologische Wissenschaft und beschreibt sie als die Wissenschaft der ersten Ursachen und Prinzipien, wie auch als die Wissenschaft, „welche das Seiende als Seiende untersucht“ – weshalb sie zurecht (obwohl anachronistisch) auch Ontologie genannt werden darf. In der Tat behandelt Aristoteles in diesen Texten unterschiedliche geschichtsphilosophische, erkenntnistheoretische, logische, ontologische und theologische Probleme, die sich trotz der thematischen Breite in eine Wissenschaft integrieren lassen, welche ihren Höhepunkt in der berühmten aristotelischen Substanzlehre findet.

Ziel des Seminars ist eine Einführung in die Metaphysik des Aristoteles zu bieten, wofür wir uns der Lektüre grundlegender Stellen des Textes widmen werden. Nach einer einführenden Behandlung geschichtsphilosophischer Probleme und der Vier-Ursachen-Lehre anhand des ersten Buches der Metaphysik soll das Seminar sich auf die Ontologie konzentrieren. Dementsprechend wird der Hauptteil des Seminars sich mit Buch IV (Wissenschaft vom Seienden als Seienden) und den sogenannten ‚Substanzbüchern‘ (VII-IX) beschäftigen, wo Aristoteles seine Theorie der ousia anhand der Begriffspaaren Form-Materie und Akt-Potenz präsentiert. Am Schluss soll einen Blick auf das theologische Buch XII geworfen werden, um die Substanzlehre mit den Überlegungen über die göttliche Substanz zu ergänzen.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WT 2020/21