Was bedeutet es für unser Verständnis vom Lernen im Fach Kunst, wenn die Kunst sich seit über hundert Jahren dagegen wehrt, als lehrbar betrachtet zu werden? Wie hängt das Ver-ständnis von Kunst mit der Praxis der Kunstpädagogik oder des Kunstunterrichts zusammen? Wie hat dies zu verschiedenen Zeiten ausgesehen? Ist die Orientierung an der Kunst noch zeitgemäß oder sollte der Fachunterricht an der Schule inzwischen eher Bild- oder Medienun-terricht sein? Welches Verständnis von Bildung und Lernen kann uns die Kunst als Praxis und ihre Erfahrung eröffnen? Kann uns die Art und Weise, wie das Kunststudium an der Akademie begonnen hat, etwas darüber sagen, was das heißt, in einer Praxis und für eine Praxis zu ler-nen? Fängt das Tätig-Sein der künstlerischen Praxis wirklich erst da an, wo ich ein Werkzeug oder ein Material in die Hand nehme? Wenn Ideen oder Handlungsmöglichkeiten, die ich haben kann, davon abhängen, was ich wahrnehme, bin ich dann nicht meiner Wahrnehmung unterworfen? Welche Möglichkeiten habe ich zu verstehen oder zu erleben, wie aus meinem künstlerischen Tätig-Sein ein Sinn entsteht, der nicht vorher schon da war? Ist das dann Lernen? Woran mache ich das eigentlich fest, dass etwas praktisch „funktioniert“ hat? Warum wird in der Kunstpädagogik oft von „Ästhetischer Erfahrung“ oder „künstlerischer Bildung“ gesprochen, statt vom Üben einer Gestaltungstechnik oder einer „visuellen Grammatik“ und finden wir das gut? Was bedeutet es, das Fach Kunst in einer Schule für alle zu denken? Was daran geht jeden an? Welche Rolle kann oder sollte unser Fach in der Bildungslandschaft der Gegenwart spielen? Wir kommen ins Gespräch und ins praktische Tun, zusammen vor Ort oder online oder bei-des. Eigene Erfahrungen, praktische Situationen, Phänomene der Wahrnehmung und Texte der Kunstpädagogik aus Vergangenheit und Gegenwart werden uns dabei helfen, der ein oder anderen möglichen Antwort auf wichtige Fragen auf die Spur zu kommen und auf neue Fragen zu stoßen.

Semester: WiSe 2020/21