Inhaltliche Schwerpunkte:

Kirche in der DDR: Das bedeutete Kirche sein in einer Gesellschaft, in der die Ideologie des Marxismus-Leninismus als Staatsdoktrin galt, alternatives Denken unterdrückt wurde und das Absterben der Religion propagiert worden war. Im Alltag existierten zwei Bereiche, in denen die Menschen der doktrinär gesteuerten Meinungsverwaltung ausweichen konnten: einerseits der Freundeskreis und die Familie und anderseits die Kirchen. Im Seminar wird es um die evangelische Kirche gehen: Sie verfügte über Freiräume und Gestaltungsmöglichkeiten, die auf nicht wenige Menschen eine beträchtliche Anziehungskraft ausübten und am Ende sogar die Opposition gegen das Herrschaftssystem der DDR ermöglichten. Gleichwohl hat die Mehrheit der Bevölkerung im Laufe der Jahrzehnte der Kirche den Rücken gekehrt. Dabei spielte es eine wichtige Rolle, dass das Christsein sehr häufig mit schulischen und beruflichen Benachteiligungen verbunden war. Auf diese Weise hat sich in Ostdeutschland der Prozess der Säkularisierung rasant beschleunigt; er dürfte der Situation im Westen des Landes um eine Generation voraus sein.

Das Seminar wird in exemplarischen Momentaufnahmen die Situation der evangelischen Kirche in der DDR verdeutlichen, die wichtigsten Etappen ihrer Geschichte und ihrer Konflikte mit dem Staat vergegenwärtigen und Einblicke in das kirchliche Leben unter den Bedingungen einer atheistisch definierten und repressiv verwalteten Gesellschaft vermitteln. Die Einladung einzelner Zeitzeugen, die aus eigenem Erleben berichten und die friedliche Revolution von 1989 maßgeblich mitgestaltet haben, ist vorgesehen. Frau Nooke und Herr Beintker werden ebenfalls ihre Erfahrungen einbringen.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2020/21