Über 150 Jahre hinweg arbeitete die (deutschsprachige) Musikphilologie in weitgehend konsistenter Weise. Ausgaben der neuen und alten Bach-Gesamtausgabe etwa unterscheiden sich zwar inhaltlich, aber hinsichtlich ihrer Zielsetzung und Konzeption ist die zu beobachtende Kontinuität erstaunlich. Diese bedingt sich zu einem guten Teil in den weitgehend unveränderten medialen Rahmenbedingungen der Print-Publikationen. In den letzten Jahren hat sich im Zuge der Digital Humanities eine Dynamik entwickelt, auch neue editorische Ansätze und Perspektiven zu erproben, die u.a. über einen traditionellen Werkbegriff hinausweisen. Grundlage all dieser Bemühungen ist eine digitale "Volltexterschließung" der Notentexte anhand von Musikcodierungen.

Das Seminar versucht, einen Überblick über aktuelle Möglichkeiten der Digitalen Musikedition zu geben. Vor allem aber soll versucht werden, gemeinsam anhand eines kleinen Beispiels eine eigene Digitale Edition zu erarbeiten. Hilfreich sind daher Kenntnisse aus den Bereichen Notensatz, Musikcodierung (MEI, MusicXML) und / oder Webentwicklung (HTML, CSS, Javascript). Die Veranstaltung kann auch ohne entsprechende Vorkenntnisse besucht werden, allerdings wird die Bereitschaft, sich auch mit technischen Aspekten auseinanderzusetzen, vorausgesetzt. Ziel der Veranstaltung ist es, neben den Möglichkeiten aktueller digitaler Musikeditionen auch deren Voraussetzungen und Aufwände beurteilen zu können.

 

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2020