Die nieder- bzw. plattdeutsche Sprache befindet sich heute auf dem Rückzug und ihre Dialektareale sind – je nach Region – teils massiv vom Dialektschwund betroffen. Der Gebrauch des Niederdeutschen beschränkt sich größtenteils auf die Kommunikation sozialer Nähe, z.B. im engsten Familienkreis und meist nur unter den älteren Generationen. Die Bundesländer, in denen Niederdeutsch gesprochen wird, verpflichten sich seit 1998 in der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen, diese Sprache zu schützen und zu fördern, um den befürchteten Sprachentod abzuwenden.

Das Seminar verschafft einen sprachsystematischen Überblick und liefert einen diachronen Querschnitt über die sich in den Jahrhunderten verändernden Funktionen und Bereiche der medialen Mündlichkeit und medialen Schriftlichkeit. Zentral ist dabei die Arbeit in den Texten: von den christlichen Gebrauchstexten des Altsächsischen über das Mittelniederdeutsche als gesprochene lingua franca des hansischen Nord- und Ostseeraums und geschriebene Kanzleisprache, die das Lateinische mehr und mehr verdrängt, bis zur Aufgabe der niederdeutschen Sprachdomänen zunächst in der Schriftlichkeit und später in der Mündlichkeit seit der frühen Neuzeit bis heute.

Im Ausblick des Seminars werden jüngere und aktuelle Studien zu Spracheinstellungen zum Niederdeutschen besprochen sowie sprachpolitische und -pflegerische Maßnahmen, u.a. in der Schuldidaktik, diskutiert.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2020