Seit der Ausdifferenzierung der modernen Gesellschaft, die mit der Epochenwende um 1800 begonnen hatte, haben auch die Wissenschaften, die sich mit der Gesellschaft beschäftigen, einen institutionellen Differenzierungsprozess erfahren und das Politische und das Soziale aus unterschiedlichen Perspektiven thematisiert. Die Geschichtswissenschaft und die Soziologie haben auf die Gegenüberstellung bzw. auch das komplementäre Verhältnis von Ereignis und Struktur, von Individuum und Gesellschaft oder von Verstehen und Erklären je unterschiedliche Antworten gefunden, ohne dabei indes ihre disziplinären Maßstäbe und Möglichkeiten aufeinander zu beziehen. Erst in jüngerer Zeit hat die Geschichtswissenschaft damit begonnen, das Theorieangebot der Soziologie – beispielsweise die Systemtheorie – intensiver zu rezipieren und auf ihre Brauchbarkeit für historische Fragestellungen zu überprüfen. An den Beispielen „soziologischer Klassiker“ soll versucht werden, die Spielräume, mithin die Reichweiten und Grenzen soziologischer Theorien für die Geschichtswissenschaft zu bestimmen.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2020