Die traditionelle Erzählung über die Geschichte der Geschlechterbeziehungen stellte die Dinge so dar, als ob in der Vormoderne die Gefühle bei der Partnerwahl keine Rolle gespielt habe, weil ganz andere Kriterien viel wichtiger gewesen seien, Stand, Besitz, Netzwerke. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts hätten sich dann aber im Bürgertum neue Vorstellungen einer allein durch wahre Liebe begründeten Partnerwahl Bahn gebrochen. Diese Gegenüberstellung geht im Grunde bis in diese Zeit selbst zurück. Daß sich die Dinge in der älteren Zeit anders und komplizierter darstellen, wenn man genauer hinschaut, ist schon lange bekannt. Im Seminar soll dagegen ein näherer Blick darauf geworfen werden, wie man sich den Umbruch um 1800 konkret vorzustellen hat - wenn es denn einer gewesen ist. Grundlage wird die gemeinsame Auseinandersetzung mit Forschungs- und Quellentexten sein. Das können nur exemplarische Schlaglichter sein, die wir im Vergleich miteinander zu verknüpfen haben. Das wird nicht funktionieren ohne die Bereitschaft aller Teilnehmer zu intensiver Textlektüre. Die werden auch nicht immer einfach sein.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2020