Technische Entwicklungen stellen frühere Selbstverständlichkeiten der Arbeitswelt in Frage. Zwar ist die Arbeit den Menschen bislang entgegen mancher Prophezeiung weder in (post-) industrialisierten noch in wenig entwickelten Ländern ausgegangen. Digitalisierung macht mittel- und langfristig zwar viele heute bekannte Berufe substituierbar, doch waren die Zahlen der Studie von Osborne & Frey (2017 [2013], „The future of employment: How susceptible are jobs to computerisation?“, Technological Forecasting and Social Change, https://doi.org/10.1016/j.techfore.2016.08.019), die zumindest die mediale Welt verschreckt haben, allzu hoch gegriffen und entpuppen sich gegenwärtig als unrealistischer Alarmismus. Dennoch steht, so scheint es, die ‚Zukunft der Arbeit‘ zur Disposition. Die Überlegung, künftig könnten Roboter und künstliche Intelligenz die anfallenden Jobs übernehmen, führt zu neuen Debatten um alternative Modelle zur klassischen Erwerbsarbeit. Dazu gehört auch die Forderung nach der einen oder anderen Form eines bedingungslosen Grundeinkommens. Ebenso steht das Verhältnis von Arbeit und Zeit auf dem Prüfstand. Klassische Arbeitszeitmodelle führen auf Arbeitgeberseite oft nicht zu den gewünschten Ergebnissen, behindern auf Arbeitnehmerseite die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Teilzeitarbeit ist oft zu unflexibel und kann sich als Sackgasse für berufliche Karrieren erweisen. Aktuelle Diskussionen um Home Office, eine Vier-Tage-Woche, rechtliche Vorgaben der Arbeitszeiterfassung (vgl. das Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) vom 14.5.2019 – C-55/18) bei mangelnder Abgrenzbarkeit von Arbeitszeit und Freizeit in flexiblen Arbeitsverhältnissen bieten einen willkommenen Anlass, sehr grundsätzliche Überlegungen zur Bedeutung von ‚Arbeit‘ im Rahmen der begrenzten menschlichen Lebenszeit anzustellen. Viele Arbeitende geben an, eine ‚sinnvolle‘ Arbeit zu machen sei ihnen wichtiger als z.B. ein gutes Gehalt. (Vgl. diesen Harvard Business Review-Beitrag: https://hbr.org/2018/11/9-out-of-10-people-are-willing-to-earn-less-money-to-do-more-meaningful-work.) Worin der ‚Sinn‘ von Arbeit generell oder einer bestimmten Art von Arbeit liegen könnte, ist zugleich alles andere als klar. Einen Versuch, diese Fragen aus philosophischer Sicht zu beantworten, hat vor einiger Zeit Andrea Veltman unternommen. Ihr Buch Meaningful Work (Oxford University Press 2016) wird daher eine wichtige Lektüregrundlage dieses Seminars zur ‚Philosophie der Arbeit‘ sein.

Im Uninetz ist die Onlineversion verfügbar: https://www.oxfordscholarship.com/view/10.1093/acprof:oso/9780190618179.001.0001/acprof-9780190618179.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2020