Die Geschichte der griechischen Staatenwelt unter römischer Herrschaft ließe sich leicht als eine schlichte Abfolge politischer Ereignisse erzählen: Eingeleitet durch die Schlacht von Pydna und den Tag von Eleusis im Jahre 168 v. Chr., fortgesetzt durch den Andriskosaufstand, die Zerstörung Korinths und die Einrichtung der Provinz Macedonia 146 v. Chr., wurde schließlich ganz Griechenland 27 v. Chr. offiziell als Provinz Achaea in das römische Reich eingegliedert.

Eine solche – hier zugegebenermaßen arg verkürzte – Meistererzählung kann der Frage nicht gerecht werden, was die römische Herrschaft für die Bürger der griechischen Poleis bedeutete. Wie gingen die Bürgerschaften griechischer Städte in Zentralgriechenland, auf der Peloponnes oder in Kleinasien mit der neuen Lage um? Wie reagierten die Eliten dieser Poleis auf ihre eigene politische Machtlosigkeit und wie beeinflusste die politische Lage das Verständnis und die Konstruktion der eigenen Geschichte?

Diesen und anderen Fragen wollen wir im Seminar nachgehen und dabei intensiv den Auswirkungen römischer Herrschaft auf griechische Identitätskonstruktionen nachspüren.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2020