Der Makedone Alexander III. eroberte ein Weltreich, das bis ins heutige Afghanistan reichte und nach antiken Maßstäben jede Vorstellungskraft sprengte. Sein Feldzug leitete – von ihm unbeabsichtigt – eine neue Epoche der Weltgeschichte ein. Dennoch schwankte das Urteil der modernen althistorischen Forschung lange zwischen einer sehr positiven und einer höchst negativen Beurteilung seiner Regierungszeit hin und her.

Ein so ambivalentes Bild ist nun allerdings keine Erfindung der modern Forschung, sondern schon in den antiken Quellen angelegt: Negativen Zügen in der sogenannten Vulgata-Tradition steht die Alexanderbegeisterung anderer Autoren wie Arrian gegenüber. Überhaupt ist die Quellenlage zu diesem Herrscher höchst kompliziert, da die vollständig erhaltenen literarischen Zeugnisse alle mit großem zeitlichen Abstand zu den berichteten Ereignissen verfasst wurden.

In der Übung wollen wir daher zunächst die Quellenlage zu Alexander verstehen und uns mit den beiden Haupttraditionen der Alexanderhistoriker auseinandersetzen. Darauf aufbauend werden wir uns thematisch u.a. mit der Legimitation des Feldzuges, mit dem Einsatz von Ritualen zu Beginn des Krieges und mit Alexanders politischen Maßnahmen gegenüber den griechischen Städten wie auch gegenüber der neu unterworfenen Bevölkerung aus den östlichen Teilen seines Reiches beschäftigen. Wir werden sehen, warum Alexander während des Zuges Agone organisierte, werden sein Herrschaftsverständnis und die Frage diskutieren, was Alexander antrieb. In einem letzten Block wird dann die antike Rezeption des Alexanderzuges im Mittelpunkt stehen.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2020