Jürgen Habermas bezeichnete 1981 sein Projekt einer „Theorie des kommunikativen Handelns” im Vorwort zur ersten Auflage als den „Anfang einer Gesellschaftstheorie, die sich bemüht, ihre kritischen Maßstäbe auszuweisen”. Dies war damals auch als ein Seitenhieb gegen die „alte” Tradition der Kritischen Theorie zu verstehen, die insbesondere mit Theodor W. Adorno und Max Horkheimer verbunden wird und den eigenen Kritikbegriff nicht ausreichend explizit gemacht habe. Axel Honneth ging dann in einem Beitrag zur „Deutschen Zeitschrift für Philosophie” im Jahre 2000 noch einen methodologischen Schritt weiter, indem er die übergreifenden „Idee der Kritik in der Frankfurter Schule” als die eines normativ-rekonstruktiven Verfahrens auswies, die zugleich unter einem „genealogischen Vorbehalt” stehe. Damit wird in den jüngeren Generationen der Kritischen Theorie eine Brücke geschlagen zu sprach- und handlungstheoretischen (Habermas), methodologischen (Honneth) und genealogischen (Foucault) Begründungsmodellen für den Aufweis der eigenen normativen Prämissen, Ideale und Standpunkte.

Grundsätzlich wird mit diesen Einwürfen auf die Notwendigkeit hingewiesen, dass eine Philosophie mit gesellschaftskritischem Anspruch die eigenen Prämissen und Standpunkte ihres normativen Blicks auf Gesellschaftsstrukturen und -phänomene einschließlich Politik, Ökonomie oder Wissenschaft auszuweisen habe. Entsprechend wollen wir in diesem Seminar der Frage nachgehen, was Kritische Theorie in methodischer Hinsicht eigentlich ausmacht und welche normativen Ressourcen sie sich für ihre kritischen Gesellschaftsanalysen zunutze macht, ob implizit oder explizit. Dafür wenden wir uns sowohl zentralen Texten der frühen Kritischen Theorie als auch jüngeren Ansätzen zu, die das Projekt unter gegenwärtigen Vorzeichen zu aktualisieren und im Sinne einer sozialphilosophischen Diagnostik anzuwenden versuchen.

Das Seminar findet als Blockveranstaltung im Landhaus Rothenberge in Wettringen statt. Da es sich um eine Exkursion handelt, besteht Anwesenheitspflicht. Aufgrund der begrenzten Anzahl von Übernachtungs- und Arbeitsmöglichkeiten in Rothenberge ist die Anzahl der teilnehmenden Studierenden auf maximal 20 beschränkt. Die gemeinsame Anreise nach Rothenberge erfolgt am Montag, den 21.09.2020 vormittags. Die Abreise erfolgt am Donnerstag, den 24.09.2020 zum späten Nachmittag.

Zu einer informierenden Veranstaltung laden Frau Dübgen und Herr Thein am Freitag, 17. April um 12.30 Uhr in DPL 23, Besprechungsraum 315 ein, um die Interessierten inhaltlich über den Seminarplan und die Vorbereitung sowie organisatorisch über Transport, Unterkunft und Unkostenbeiträge in Kenntnis zu setzen. Eine verpflichtende Anmeldung zum Blockseminar ist während dieser Veranstaltung oder im Nachgang bis zum 30.04.2020 an die Mailadressen der Veranstalter*innen möglich.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2020