Neuerdings wird die Gesellschaft des Mittelalters als Wissensgesellschaft verstanden und mit den Methoden einer kulturwissenschaftlichen Wissensgeschichte untersucht. Gelehrtes Wissen spielte für die Entwicklung der Gesellschaft im Mittelalter eine wesentliche Rolle. Wer aber konnte überhaupt Bildung und gelehrtes Wissen erwerben? Konnten nur Christen als Gelehrte anerkannt werden oder auch andere, Juden oder Muslime? Gab es Beschränkungen und Verbote oder revolutionäre Erkenntnisse? Wie weit reichte die Freiheit der Neugier von Wissbegierigen? Inwieweit wurde gelehrtes Wissen genutzt für die Gestaltung von gesellschaftlicher und herrschaftlicher Ordnung?

Was unterschied den Gelehrten vom nur Gebildeten, was den Experten auf einem besonderen Feld vom allgemein Gelehrten? Musste ein Gelehrte notwendig an der Universität studiert haben und war ein solches Studium ein Karriereinstrument? Gab es schließlich „Intellektuelle“, die als gelehrte Kommentatoren des Zeitgeschehens gefragt waren? Die Beschäftigung mit dem Thema verspricht nicht nur grundlegende Einsichten in das Funktionieren und die Zukunftsfähigkeit der Gesellschaften im mittelalterlichen Europa, sondern auch Anregungen für die Beantwortung analoger Fragen in der heutigen Gegenwart.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2020