Ein visionäres und einmaliges Projekt kommt auf Münster zu – das „Festival der Demokratie“! Demokratie ist nicht selbstverständlich. Auch dort, wo sie längst verwirklicht scheint, mehren sich Zweifel: Haben wir überhaupt Einfluss auf politische Entscheidungen? Was tun gegen die Spaltung unserer Gesellschaft? Können wir uns angesichts der drohenden Klimakatastrophe demokratische Entscheidungen überhaupt noch leisten? Der Ort für diese Fragen ist das Theater, ein ganz und gar analoger Raum, wo Kommunikation verhandelt, Widersprüche zugelassen und Differenzen sinnlich erfahrbar werden. Im November 2020 wird das „Festival der Demokratie“ im Theater im Pumpenhaus stattfinden: Ein Gesamtkunstwerk, getragen von einem vielstimmigen Kollektiv aus Kunstszene, Theatern, Kulturinstitutionen, Bildungseinrichtungen, Politik und Stadtgesellschaft. Ein Demokratielabor aus Workshops, Performances, Debatten, Konzerten … soll entstehen. Das Germanistisches Institut beteiligt sich mit diesem Seminar, in dem es um Gegenwartslyrik und Demokratie gehen wird. Gerade die Postpoplyrik der Gegenwart erweist sich mit ihrem ausgeprägten, durch die digitale Revolution verstärkten Archivbewusstsein immer wieder als „Sand im Getriebe der eingespielten ökonomischen und gesellschaftlichen Mechanismen“, als „Versuchslabor für Entscheidungs- und Urteilsfindung“ (Christian Metz). Die Gedichte beispielsweise von Uljana Wolf, Sabine Scho, Monika Rinck, Jan Wagner und Daniel Falb schauen der Gegenwart ins Gesicht – und sie machen eine Phalanx von Herausforderungen für die Demokratie sichtbar: unverrottete faschistische Bodensätze, ungebremster Anthropozentrismus, Selbstausbeutung bis zur totalen Erschöpfung, medialer Overkill. Dagegen setzen sie die Genauigkeit des Blicks, der Sprache, zugleich die produktive Unschärfe, eine „Kultur der (Gedanken-)Sprünge“, den „Optimierungsungehorsam“ (Metz). Die intensive Lektüre ausgewählter ‚Lyrik von Jetzt‘ soll im Seminar dann Ausgangspunkt für das eigene Schreiben sein. Eigene lyrische Texte sollen entstehen und zugleich sollen – in Zusammenarbeit mit Studierenden der Musikhochschule – neue, unvertraute performative Wege jenseits des bloßen ‚Lesens‘ ausprobiert und im Pumpenhaus vorgestellt werden.
Teilnahmebedingung: Lust am kreativen Schreiben (Erfahrungen nicht nötig)
Folgende Termine sind verpflichtend:
- Try-Outs am 2., 3. oder 4. Oktober (wird im Seminar festgelegt)
- Generalprobe am 29. und 30. Oktober
- Aufführungen am Sa, 31. Oktober bis So, 1. November und am Sa, 7. November bis So, 8. November (genaue Uhrzeiten werden noch festgelegt)
5-6 Sitzungen werden zur angegeben Seminarzeit (Mo, 16-18) stattfinden, danach werden wir uns zu 2-3 Werkstatt-Blöcken treffen, voraussichtlich am 13.6., 26./27.6., 4./5.7. (Ort wird noch bekannt gegeben). TeilnehmerInnenzahl auf 20 begrenzt.
Bitte kaufen: Christian Metz: Poetisch denken. Die Lyrik der Gegenwart, Frankfurt am Main 2018. Zu Beginn des Seminars wird ein Reader zur Verfügung gestellt.
- Lehrende/r: Mirjam Springer