Was ist Wahrnehmung? Sie lässt sich allgemein als Informationsverarbeitung der aus der Umwelt gewonnenen Reize durch die Sinnesorgane eines wahrnehmenden Subjektes erklären. Eine solche Definition stellt jedoch keine philosophische Ansicht zufrieden, die eine widerspruchsfreie, gut begründete Beschreibung der Wahrnehmung und des Wahrnehmens sucht. Lange haben sich die Philosophen und Philosophinnen mit der Frage beschäftigt und jeweils verschiedene Antworten darauf gegeben, was es heißt, wahrzunehmen. Spielen die Sinnesdaten überhaupt eine Rolle beim Erlangen der Erkenntnis und wenn ja, welche? Kommt alles, was wir erkennen, zuerst durch die Sinne? Und wie lassen sich Sinnestäuschungen erklären: bestehen sie aus fehlerhaften Wahrnehmungen? Täuschen uns unsere Sinne, wie Descartes feststellte, oder vielmehr geht es um ein falsches Urteil, das wir über die sinnliche Wahrnehmung fällen, wie Leibniz einwandte?

Das Seminar bietet einen Einblick in verschiedene klassische philosophische Positionen bezüglich dieses komplexen Felds. Ziel ist es, einen Überblick über die Problematik der Wahrnehmungsphilosophie zu liefern. Dieser soll aus der sorgfältigen Lektüre ausgewählter Quelle der philosophischen Tradition – von der Antike bis zur frühen Neuzeit – hergeleitet werden. Somit dient das Seminar gleichzeitig der Gewinnung grundlegender hermeneutischer Werkzeuge für die Analyse und Kommentierung philosophischer Texte.

Kurs im HIS-LSF

Semester: ST 2020
ePortfolio: No