(Aktualisierung: siehe Nachricht zur Lehre in Zeiten der Corona-Pandemie)

Wenn wir als PolitikwissenschaftlerInnen über Demokratie und Diktatur oder Armut und Wohlstand nachdenken, dann haben wir meistens Nationalstaaten vor Augen: Wir sehen Unterschiede zwischen den USA und Indien und wir übersehen die Unterschiede innerhalb dieser Nationalstaaten. Die USA galten nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs etwa als Vorbild für Demokratie und Wohlstand. Erst als die Bürgerrechtsbewegungen der Rassentrennung in den 1960er Jahren ein Ende bereitete, wurde BeobachterInnen von außen klar, dass die USA im Inneren nicht überall demokratisch waren und dass die Südstaaten noch lange autoritär regiert wurden. Auch Indien wird oft als Vorbild genannt, denn im Unterschied zu Pakistan hat sich das Land nach dem Ende der Kolonialherrschaft zu einer Demokratie entwickelt, deren Sozialpolitik im Kampf gegen Armut erstaunlich erfolgreich war. Die Unterschiede zwischen den Bundesstaaten sind jedoch immer noch extrem. Offensichtlich ist die Welt also bunter als wir vermuten. Dieses Seminar ist deshalb jenen Unterschieden gewidmet, die subnational im Detail liegen.

Im ersten Teil des Seminars werden wir uns anhand von Beispielen methodisch und konzeptionell mit der Ebene des Subnationalen in der Vergleichenden Politikwissenschaft beschäftigen: Wie forscht man subnational? Welche Vergleichsdesigns sind sinnvoll? Was sind Vor- und Nachteile? Im zweiten Teil werden wir einerseits autoritär regierte Enklaven und deren Demokratisierung in den Blick nehmen (z.B. in den USA, Russland, und Mexiko) und andererseits Wohlfahrtsstaaten und Sozialpolitiken subnational vergleichen (z.B. in Indien, Argentinien und Brasilien). Im dritten Teil des Seminars werden wir uns nicht mehr wöchentlich treffen, sondern einmalig geblockt am Ende des Semesters bzw. zu Beginn der Semesterferien: Am Blocktag werden diejenigen, die als Prüfungsleistung eine Hausarbeit schreiben wollen, ein Arbeitspapier vorstellen. Als Studienleistung werden diese Arbeitspapiere von den anderen SeminarteilnehmerInnen diskutiert.

Die Teilnahme am Blocktag ist verpflichtend. Der Termin wird zu Beginn des Semesters gemeinsam festgelegt.

 Literatur zur Orientierung und Vorbereitung (nicht verpflichtend):

Landman, Todd (2008): Issues and Methods in Comparative Politics. 3. Aufl., London: Routledge. New York: Cambridge UP.

Giraudy, Agustina, Eduardo Moncada und Richard Snyder, Hg. (2019): Inside Countries: Subnational Research in Comparative Politics.

Snyder, Richard (2001): „Scaling Down: The Subnational Comparative Method”, Studies in Comparative International Development, S. 36 (1), 93-110.

 Sellers, Jefferey M. (2019): „From Within to Between Nations: Subnational Comparison across Borders”, Perspectives on Politics, 17 (1), S. 85-105.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2020