Die Liturgiereform in der Folge des II. Vaticanums hat nicht zuletzt auch den Raum der Liturgie zum Thema erhoben: So fragt sie etwa nach den Orten des Altares und der Wortverkündigung, aber auch nach der Sitzordnung für die Gemeinde. Daraus sind räumliche Dispositionen hervorgegangen, die nicht nur das Mobiliar im Kirchenraum betrafen, sondern bis in architektonische Konzeptionen reichten. Nach den in der Hauptsache ekklesiologisch geführten Debatten hat inzwischen der „spatial turn“ die Kulturwissenschaften erfasst. Aus diesem Zusammenhang sind Theorien des Raumes und der körperlichen Raumerfahrung erwachsen, die auch für die Räume der Liturgie von Bedeutung sind: Orte – auch jenseits der sakramentalen Zentren (wie etwa das Portal) – und Wege (Hauptwege und Nebenwege), Dimensionierungen und architektonische Stile prägen den liturgischen Raum und seine Erfahrungsdimensionen in einer Weise, die einem an ekklesiologischen oder sakramententheologischen Begriffen orientierten Verständnis oft verborgen bleiben.

Das Seminar befragt Konzepte der Raumtheorie auf ihre liturgietheologisch relevanten Perspektiven hin und unternimmt experimentelle Exkursionen in ausgewählte (Kirchen-)Räume.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2020