In „Jesus Christ Superstar“ stand das Verhältnis der Frau aus Magdala zu Jesus noch unter einer Spannung, die sich im Titel ihrer berühmten Ballade verdichtete: „I don’t know how to love him“. Gut dreißig Jahre später ließ dann der Romancier Dan Brown in seinem alsbald ebenfalls verfilmten Mega-Bestseller „Sakrileg“ („The Da Vinci Code“) die beiden ein gemeinsames Kind haben und konstruierte für diese (gar nicht so neue) Idee eine Indizienkette, die ihn durch Jahrhunderte von Kirchen- und Kunstgeschichte zurückführt bis zu den neutestamentlichen Apokryphen und den Evangelien. Insofern ist sein Buch zumindest ein Spiegel der ebenso langen wie großen Faszination, die diese Maria aus Magdala schon immer ausgeübt hat und sie – nach der Mutter Jesu – zur prominentesten Frau des Neuen Testaments, ja vielleicht der ganzen Bibel hat werden lassen. – Aber was können wir tatsächlich von ihr wissen? Welche Gestalt wird in den biblischen und apokryphen Traditionen greifbar? Welche Rolle spielte ‚Magdalena’ im frühen Christentum? Was wurde später, in wechselnden kultur- und mentalitätsgeschichtlichen Konstellationen, auf sie projiziert? Wie wurde sie im alten Spannungsbogen von „Hure und Heilige“ zum Typus der „bußfertigen Frau“? Solche und andere Fragen werden uns in der Vorlesung interessieren. Neben den biblischen und außerbiblischen Textzeugnissen soll dabei auch deren Wirkungs­geschichte, besonders in Roman und Spielfilm, Aufmerksamkeit geschenkt werden.

 

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2020