Die Erzählungen von den Erzeltern Israels, insbesondere von Abraham und Sara und Isaak und Rebekka, gehören fraglos zu den bekanntesten Texten der Bibel und sind auch aus dem Religionsunterricht nicht wegzudenken. In ihnen nimmt die Erwählung Israels und die Geschichte Gottes mit den Menschen ihren Anfang; in erzählender Form verhandeln sie Grundfragen des biblischen Gottes- und Menschenbildes. Insofern bleiben diese Erzählungen überzeitlich gültig, selbst wenn die historischen Konturen ihrer Heldinnen und Helden im Dunkel der Geschichte verschwimmen. – Mit Blick auf ihre Relevanz für den Religionsunterricht, die Katechese und die Theologische Erwachsenenbildung wird das Modulforum ausgewählte Episoden der einzelnen Erzählkränze aufgreifen, besonders solche aus dem Abraham-Sara-Zyklus, z. B. die Berufung Abrahams (Gen 12), Gottes Bund mit ihm und seinen und Saras Nachkommen (Gen 15), den Besuch der „drei Männer“ bei Sara und Abraham (Gen 18), die Ereignisse um Hagar und Ismael (Gen 16 und 21) und die immer noch verstörende Geschichte von Abrahams Opfer (Gen 22). Gegenüber der früheren Blickverengung auf die männlichen Handlungsträger, die auch dazu führte, dass man die Geschichten immer nur verkürzt als „Patriarchenerzählungen“ ansprach, wird das Modulforum durchgängig die nicht minder hohe Bedeutung und die maßgeblichen Handlungsanteile der weiblichen Protagonistinnen zu profilieren suchen. Im Rahmen der verschiedenen exegetischen und religionspädagogischen (vor allem bibeldidaktischen) Zugänge, die an den ausgewählten Episoden möglichst praxisrelevant erprobt werden sollen, wird ein besonderes Augenmerk auf der Wirkungsgeschichte der Erzeltern-Tradtionen in den verschiedenen Künsten liegen. Denn die Kunst leistet nicht nur einen wichtigen Beitrag zur Erschließung des Sinnpotentials der Texte, von denen sie sich inspirieren lässt, sondern hält auch für die Arbeit mit ihnen in verschiedensten Praxisfeldern viele Impulse und Möglichkeiten bereit.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2020