Deutschland ist ein Theaterland. Mit rund 20.000 Einrichtungen (de.statistika.com) verfügen wir über die dichteste Theaterszene weltweit. Theater blicken häufig auf eine lange Tradition zurück und sind als höfische, kirchliche sowie in der Mehrheit als „Musentempel“ des Bürgertums während der Hochphase der Industrialisierung entstanden. Doch inzwischen gelten die einst stolzen Häuser als ziemlich verstaubt. Die Besucherzahlen schrumpfen und die Aufführungen - so die Meinung vieler - treffen nicht mehr den Nerv der Zeit.

Gleichzeitig sind Theater die teuersten Kultureinrichtungen. Hat eine Kommune ein Theater, so entfallen fast zwei Drittel der öffentlichen Ausgaben für Kultur auf das Theater. Gleichwohl stehen die Theater meist im Windschatten der öffentlichen sowie der politischen Aufmerksamkeit. Dies könnte sich in nächster Zeit erheblich ändern. Denn – wie Beispiele aus anderen Ländern, wie etwa Polen oder auch Italien zeigen – sind Theater für bestimmte politische Kräfte durchaus interessant. Eingriffe in die Kunst- und Kulturfreiheit und konkrete Vorgaben für die Spielplangestaltung sind an der Tagesordnung. Ist das auch die Zukunft des Theaters hierzulande?

 

Das Seminar hat das Ziel, die facettenreiche Institution Theater näher und aus verschiedenen Perspektiven in den Blick zu nehmen, und zwar betrachten wir Theater:

-       als Institution mit langer Tradition,

-       als Organisation mit vielen Funktionen, Gewerken und Arbeitsverhältnissen,

-       als Gegenstand von Kulturpolitik im System der Mehrebenen-Governance,

-       als Möglichkeit der Einflussnahme und Spielfeld identitärer Politiken.

 

Kurz: Wir betrachten im Seminar das Theater aus politik-, verwaltungs- und betriebswirtschaftlicher Sicht. Es geht um die Einbindung der Theater in die Mehr-Ebenen Governance der Kulturpolitik; es geht um die innerbetriebliche Governance sowie um die Arbeitsverhältnisse, Beschäftigungsstrukturen sowie Karrieremöglichkeiten am Theater; und nicht zuletzt geht es die sich verändernde Bedeutung des Theaters im Rahmen neo-konservativer und populistischer Politiken.

 

Für eine erfolgreiche Belegung des Kurses (Studienleistung) sind erforderlich:

-         regelmäßige Teilnahme,

-         Impulsreferat in einer Sitzung auf Literaturbasis,

-         Erarbeitung einer Power-Point Präsentation zu einem Thema des Seminars, gern auch als Gruppenarbeit.

 

Literatur:

-          Schmidt, Thomas (2019): Macht und Struktur am Theater, Wiesbaden: Springer VS

-          Zimmer, Annette (2019): Kultur als Politik, https://www.krisengefuege.theaterwissenschaft.uni-muenchen.de/working-papers/wp-3_2019/index.html

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2020