In verschiedenen medialen und wissenschaftlichen Debatten begegnet man dem „Neoliberalismus”. Der „Neoliberalismus” entmachte die Politik, sei undemokratisch oder stehe für Ungerechtigkeit, Ausbeutung und einen ungezügelten Kapitalismus. Nicht selten werden unterschiedlichste und stets negativ betrachtete Phänomene auf den Neoliberalismus projiziert, ohne dass dabei klar würde, wer oder was genau dahintersteckt. Inzwischen hat aber selbst der Neoliberalismus eine annähernd hundertjährige Begriffstradition, in der sich unterschiedliche Theorieströmungen herausgebildet haben, die auf politische, ökonomische und gesellschaftliche Problemstellungen ganz unterschiedliche Antworten geben. Erschwerend kommt hinzu, dass der Begriff „Neoliberalismus” von zahlreichen Kritikern polemisiert und politisiert gebraucht wird, während auf der anderen Seite praktisch niemand von sich selbst behauptet „neo-liberal” zu sein. Stattdessen finden sich „klassische Liberale”, „Ordoliberale”, „Libertäre”, „Wirtschaftsliberale”, usw., was das Aufspüren originär „neo-liberalen” Gehalts weiter verkompliziert. Angesichts dieser chaotisch anmutenden Lage, gilt es in diesem Seminar unterschiedliche jüngere Theorien des Liberalismus zu analysieren, bevor unter Einbezug kritischer Stimmen der theoretische Gehalt des „Neoliberalismus” aufgedeckt und diskutiert werden kann.

 

Neben dem inhaltlichen Schwerpunkt, geht es in diesem Seminar um die Praxis des wissenschaftlichen Arbeitens. Die Studierenden sollen unter anderem in die Lage versetzt werden, eigenständig politikwissenschaftliche Fragestellungen zu er- und bearbeiten, effizient Literaturrecherche zu betreiben und mit wissenschaftlichen Texten umzugehen. Ferner geht es um das eigenständige Verfassen politikwissenschaftlicher Arbeiten, wozu auf das Erstellen von Exposés, Essays und Hausarbeiten eingegangen wird. Die vermittelten Fähigkeiten sollen von den Studierenden anhand zweier Essays (je ca. 6 Seiten) selbstständig angewendet werden.

 

Studienleistung: Referat zu einem Thema des Seminars.

 

Prüfungsleistung: 2 Essays (je ca. 6 Seiten) zu einer selbst gewählten Frage aus dem Umfeld des Seminars.

 

Literatur zur Vorbereitung

 

-          Horn, K. I. (2010): Ohne Freiheit ist alles nichts. Wesentliche Prämissen von Neoliberalismus und Ordoliberalismus, in: Dies.: Die soziale Marktwirtschaft. Alles, was Sie über den Neoliberalismus wissen sollten, Frankfurt a. M.: Frankfurter Allgemeine Buch: S. 37-52.

-          Schaal, G. S. & Heidenreich, F. (2009): Radikaler Liberalismus: Libertarians, in: Dies.: Einführung in die Politischen Theorien der Moderne, 2. Aufl., Opladen & Farmington Hills: Barbara Budrich: S. 138-150.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2020