Kleidung ist nicht nur Ausdruck von Moden oder persönlichen Vorlieben, sondern auch eng mit gesellschaftlichen und politischen Prozessen verwoben. Sie kann politischen Haltungen zeichenhaft Ausdruck verleihen, gesellschaftliche Stellung materialisieren und als Instrument obrigkeitlich-staatlichen Handelns eingesetzt werden. Eine so verstandene Geschichte der Kleidung des 19. und 20. Jahrhunderts vor allem im deutschsprachigen Raum steht im Mittelpunkt der Übung. Ausgangspunkt ist die sog. „deutsche Nationaltracht“ der Befreiungskriege, eine bewusst nationale Kleidung unter Rückgriff auf Stilelemente des 16. Jahrhunderts. Unter Berücksichtigung frühneuzeitlicher Entwicklungen (Kleiderordnungen) sollen zudem Uniformen und Talare sowie die Etablierung des Anzugs in der Herrenmode, Korsett und Reformkleidung in der Damenmode thematisiert werden. Um 1900 kommt die Auseinandersetzung mit Konzeptionen von ‚Tracht‘ im Kontext der Heimatbewegung hinzu. Im 20. Jahrhundert sind die Bekleidungskultur von Jugendkulturen (Wandervogel), Kleidung im Nationalsozialismus und in der DDR (Pionierhalstuch) relevante Themen.

In der Lehrveranstaltung soll es bewusst um eine geschichtswissenschaftliche Beschäftigung (oft in Anknüpfung an kulturanthropologische Fragen) und weniger um eine kostümgeschichtliche Auseinandersetzung mit dem Thema gehen.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2020