„Der stillschweigende alltägliche Konsens, um den tagtäglich von verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen gerungen wird, trägt zur Aufrechterhaltung der politischen Herrschaft bei“ (Demirovic 2010, 155). Der Sozialwissenschaftler Alex Demirovic hebt die Relevanz des Alltäglichen in der Verhandlung von gesellschaftlichen Macht- und Herrschaftsverhältnissen hervor. Schon der Marxistische Theoretiker Antonio Gramsci hat dem Konzept des „Alltagsverstandes“ (1991) einen zentralen Platz in seinen Schriften zur Kulturellen Hegemonie eingeräumt. Und auch die feministische Politikwissenschaftlerin Brigitte Bargetz versteht das Alltägliche als ambivalenten Kampflatz zwischen Herrschaft und Widerstand (vgl. 2016).

 

Doch was steckt hinter diesem viel zitierten – und doch so wenig ausgedeuteten – Begriff des Alltäglichen? Wo lässt sich das Alltägliche konzeptuell, auch mit Blick auf das liberale Trennungsdispositiv von Öffentlichkeit und Privatheit, verorten? Welche Rolle wird dem Alltäglichen in welchen Politischen Theorien zugeschrieben? Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen und das Alltägliche in der Politischen Theorie sichtbar zu machen, soll der Lektürekurs eine gemeinsame Suchbewegung nach dem Alltäglichen darstellen. Um dies zu ermöglichen, ist der Lektürekurs offen und partizipativ gestaltet.

 

Voraussetzungen für die Teilnahme & den Erwerb von Leistungspunkten:

Voraussetzung für die Teilnahme am Lektürekurs ist die Anwesenheit in der ersten Sitzung am 7. April 2020 (bei Nichtanwesenheit bitte rechtzeitige Information per Mail an: henrike.bloemen@uni-muenster.de). Darüber hinaus: Bereitschaft zur eigenständigen Arbeit, sowie der Lektüre auch anspruchsvoller Primärliteratur. Die Studienleistung umfasst die regelmäßige Abgabe von Lese- und Diskussionsprotokollen. Zum Erhalt der Leistungspunkte (Prüfungsleistung) muss eine Hausarbeit zu einem abgesprochenen Seminarthema eingereicht werden (Abgabe: 15. September 2020).

 

Einführende Literatur:

Bargetz, Brigitte (2016): Ambivalenzen des Alltags. Neuorientierungen für eine Theorie des Politischen. Bielefeld.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2020