Allein auf dem deutschen Buchmarkt sind Hunderte von Ratgebern erhältlich, die sich der Frage widmen, wie wir unsere Selbstliebe entwickeln können. Auf zahlreichen Internetseiten bieten darüber hinaus Therapeuten und Coaches ihre Empfehlungen zu diesem Thema an. Selbstliebe wird als der Schlüssel zu allem Möglichen angepriesen: Sie soll die Grundlage für beruflichen Erfolg und Gesundheit, für ein freies, selbstbestimmtes Leben und nicht zuletzt auch für gelungene Beziehungen zu anderen Menschen sein. Ebenso vielfältig wie die Heilsversprechungen sind die Rezepte, wie Selbstliebe erreicht werden soll.

Der Boom der Selbstliebe mag relativ neu sein, das Konzept hingegen ist es nicht. Seit der Antike hat die philosophische Ethik sich mit der Selbstliebe befasst. Aus philosophischer Sicht ist zunächst der Begriff selbst aufklärungsbedürftig. Zu klären ist beispielsweise, um was für eine Art der Liebe es sich bei der Selbstliebe handelt, worauf genau sie sich richtet und wie sie mit anderen Arten der Liebe (vor allem der Liebe zu anderen Menschen) zusammenhängt. Auch das Verhältnis zwischen Selbstliebe und Egoismus ist klärungsbedürftig: Sie mögen zwar nicht dasselbe sein, aber schließen sie einander aus? Genügt es, sich selbst zu lieben, um ein moralisch guter Mensch zu werden? Und wie verhält sich die Liebe zu einem selbst zu anderen Selbstverhältnissen, etwa der Selbsterkenntnis oder der Selbstachtung?

Wir werden im Seminar wichtige ‚Selbstliebe-Klassiker‘ lesen und diskutieren, darunter Aristoteles, Joseph Butler und Harry Frankfurt. Die genaue Textauswahl wird zu Beginn des Semesters bekannt gegeben.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2020
ePortfolio: Nein