Demokratie auf dem Rückzug sehen. An die Stelle der Euphorie der 1990er Jahre, als der Siegeszug der liberalen Demokratie unaufhaltsam schien, tritt die Befürchtung eines demokratischen Regresses, bei dem die Anzahl der Demokratien zurückgeht und sich die Qualität der Demokratie in vielen Ländern verschlechtert. Um beurteilen zu können, ob dies zutrifft, müssen wir verstehen, auf welcher empirischen Grundlage solche Aussagen beruhen. Deshalb steht in diesem Seminar die Frage im Mittelpunkt, wie sich Demokratien aus Sicht der Vergleichenden Politikwissenschaft einordnen und empirisch erfassen lassen. Obwohl dies ein klassisches Thema der Politikwissenschaft ist, entwickelt sich die Debatte dennoch stetig weiter, sodass sich die Auseinandersetzung damit auch 2020 noch lohnt.
Im ersten Teil des Seminars beschäftigen wir uns mit Demokratieindizes, die darüber Auskunft geben sollen, wie viele Demokratien es weltweit gibt. Wie lernen verschiedene Messverfahren kennen und vergleichen die Ergebnisse. Einen Schritt weiter gehen Ansätze, die nicht nur Demokratien von Autokratien unterscheiden wollen, sondern Qualitätsunterschiede von Demokratien zu erfassen versuchen. Der zweite Teil des Seminars konzentriert sich auf Demokratietypen. Hier werden grundsätzliche Unterscheidungsmerkmale behandelt (Konsens- versus Mehrheitsdemokratie, Präsidentialismus versus Parlamentarismus und deren Zwischenformen). Diskutiert wird auch das neue Konzept des Semiparlamentarismus. Schließlich stehen Wahlsysteme im Mittelpunkt des dritten Teils des Seminars. Gerade in Länder mit Mehrheitswahlrecht gibt es zunehmend politische Initiativen, die sich für Präferenzwahlsysteme aussprechen, die wir uns anschauen werden. Aber auch in Deutschland wird debattiert, wie das Wahlsystem verändert werden müsste, um zu verhindern, dass der Bundestag durch den Ausgleich von Überhangmandaten immer mehr Abgeordnete umfasst. Insgesamt soll das Seminar einem besseren Verständnis dienen, welche Unterschiede es zwischen Demokratien gibt.
- Lehrende/r: Armin Schäfer