Zu den Distributionsformen literarischer Texte gehört im 19. Jahrhundert der Kolportagebuchhandel, der im Gegensatz zum Sortimentsbuchhandel auch Menschen mit Büchern versorgt, denen andere Zugangsmöglichkeiten verwehrt sind, etwa ländliche und kleinbürgerliche Schichten. Sogenannte Kolporteure, die von Haustür zu Haustür gehen, um populäre Lesestoffe zu verkaufen, fungieren zudem als wichtige Informationsquelle, indem sie Neuigkeiten, Nachrichten und Gerüchte überregional verbreiten. Im Seminar werden wir dem Phänomen dieser Kolportageliteratur am Beispiel eines einzigartigen Korpus nachgehen: einer im Besitz der Landesbibliothek Oldenburg befindlichen Sammlung von ‚Groschenheftchen‘, die zum Beispiel Mord- und Kriminalgeschichten enthalten. Das Format des Seminars ist der Idee des Forschenden Lernens verpflichtet und weicht von üblichen Lehrformen ab. Im ersten Drittel des Seminars erarbeiten wir uns gemeinsam Einblicke in die Medienliteraturgeschichte des 19. Jahrhunderts und in die Erzählmechanismen ‚trivialer‘ Literaturformen. Das zweite Drittel dient der eigenständigen Erarbeitung eines Textes aus dem genannten Korpus. Der letzte Teil des Seminars findet in Form eines Studien- und Exkursionstags (20.08.2020), gemeinsam mit Studierenden der Universität Oldenburg, statt und dient der Arbeit mit dem Archivmaterial in der Landesbibliothek Oldenburg sowie dem Austausch über die Arbeitsergebnisse. Im Anschluss daran haben die Studierenden die Gelegenheit, an einer wissenschaftlichen Tagung zur Kolportageliteratur teilzunehmen, die am 21.08.2020 in Oldenburg stattfinden wird.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2020