Die immense Bedeutung des Frankenreiches und der karolingischen Dynastie für die Geschichte Europas ist vielschichtig und wurde in wissenschaftlichen Kreisen oftmals diskutiert. Ihr Aufstieg begann als Hausmeier der merowingischen Könige und fand seinen Höhepunkt mit der Erneuerung des westlichen Kaisertums durch Karl den Großen. Der evangelische Kirchenhistoriker Gerhard Ficker postulierte gar, die Königskrönung Pippins III. im Zuge des Dynastiewechsels von 751 sei die folgenschwerste Tat des ganzen Mittelalters. Über diese weitreichende Aussage kann man geteilter Meinung sein, aber sie verdeutlicht die enorme Bedeutung, die der endgültigen Machtübernahme der Karolinger in der Forschung beigemessen wird; in Deutschland wie auch darüber hinaus. So untersuchte der französische Historiker Pierre Riché in seinem Werk „Die Karolinger – Eine Familie formt Europa“ ihren Einfluss auf die Herausbildung und Selbstfindung des Kontinents und kam dabei zu dem Schluss, sie hätten die europäische Entwicklung nachhaltig geformt.

Das Proseminar soll den Werdegang der Karolinger nachvollziehen und ihren Aufstieg anhand exemplarischer Meilensteine beleuchten. Wie vollzog sich ihr Aufstieg, was waren die Voraussetzungen dafür und wie gelang es ihnen, die Merowinger abzulösen? Bei der Behandlung dieser Fragestellungen sollen die grundlegenden Methoden, Arbeitstechniken und Hilfsmittel der Mediävistik vorgestellt und eingeübt werden. Darüber hinaus soll im Proseminar erörtert werden, wie die Karolinger ihre gewonnene Macht konsolidierten – etwa in Hinblick auf die Reichsverwaltung – und wie sie ihr neu erlangtes Kaisertum legitimierten; letzteres auch gegenüber Byzanz, dem großen Konkurrenten im Osten.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2020