Was bedeuten Entwicklung und „Unterentwicklung“? Warum sind einige Länder dauerhaft ärmer als andere? Welche Rolle spielen dabei das Erbe des Kolonialismus und die Struktur des Welthandels? Wie kann „nachhaltige Entwicklung“ angesichts von Klimawandel, schwindenden Ressourcen und wachsender globaler Ungleichheit gelingen? Die Beantwortung dieser Fragen erfordert zwingend eine interdisziplinäre Perspektive, um ihre ethischen, theoretisch-konzeptionellen und empirischen Aspekte zu erfassen.

Das Seminar vermittelt eine solche Perspektive anhand von Fallstudien und aktuellen Debatten und soll Studierende zu einer kritischen, informierten Auseinandersetzung mit Themen der globalen Entwicklungszusammenarbeit befähigen. Die Teilnehmer*innen lernen zu diesem Zweck die unterschiedlichen Bedeutungen des Entwicklungsbegriffs und seine Kritik vonseiten des Postkolonialismus kennen. Sie diskutieren konkurrierende Entwicklungstheorien und beurteilen, inwiefern diese zur Erklärung bestimmter Zustände im „Globalen Süden“ beitragen. Wesentliche Akteure der globalen Development-Governance (Internationale Organisationen, Staaten, Unternehmen, Stiftungen, Zivilgesellschaft, etc.) werden identifiziert und ihre jeweilige Perspektive und Machtposition im Entwicklungsdiskurs untersucht. Anhand von Fallstudien aus der Entwicklungspraxis werden schließlich die verschiedenen Dimensionen „klassischer“ Themen wie Armut, (Geschlechter-)Ungleichheit, Hunger, Krankheit und Schulden verdeutlicht und ihre Verschränkung mit „neuen“ Herausforderungen nachhaltiger Entwicklung analysiert. Anhand eines Planspiels erlernen die Studierenden schließlich gängige Methoden der Projektplanung aus der Praxis der Entwicklungszusammenarbeit einzusetzen.

 

Lernziele:

  • Basierend auf dem erworbenen Wissen „Entwicklung“ und ihre möglichen Ziele (Wachstum, Wohlstand, nachhaltige Entwicklung, menschliche Entwicklung, Gerechtigkeit, etc.) definieren und kritisch hinterfragen
  • Wichtige Problemfelder globaler Entwicklungspolitik beschreiben, sowie politische, soziale und ökonomische Faktoren identifizieren, die einen Einfluss auf Entwicklung nehmen
  • Zentrale konkurrierende Entwicklungstheorien erkennen, bewerten und im Rahmen von Fallstudien anwenden
  • Wesentliche Akteure der globalen Entwicklungspolitik identifizieren, ihre jeweilige Perspektive auf Problemfelder globaler Entwicklung erklären und ihre Machtposition kritisch hinterfragen.
  • Ziele globaler Entwicklungspolitik beschreiben, die Erreichung dieser Ziele anhand etablierter Indikatoren messen und die verwendeten Messinstrumente kritisch beurteilen
  • Die verschiedenen Schritte in der Planung von Entwicklungsprojekten anhand von Fallstudien anwenden

Studien- und Prüfungsleistung:

Die Studienleistung besteht, neben der Bereitschaft sich mit der Seminarliteratur auseinanderzusetzen, in der aktiven Teilnahme und einer im Rahmen der Veranstaltung zu haltenden Gruppenpräsentation. Eine Prüfungsleistung erfordert zusätzlich eine Hausarbeit (4.500 Wörter).

Basisliteratur:

Haslam, Paul Alexander; Schafer, Jessica; Beaudet, Pierre (Hg.) (2017): Introduction to international development. Approaches, actors, issues, and practice. 3. Auflage. Ontario: Oxford University Press Canada.

Stockmann, Reinhard; Menzel, Ulrich; Nuscheler, Franz (2016): Entwicklungspolitik. Theorien - Probleme - Strategien. 2. Auflage. Berlin: De Gruyter Oldenbourg.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2019/20