Das berühmte, wenn auch verkürzt wiedergegebene Diktum von Carl von Clausewitz, nach dem der Krieg die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln sei, hat in der Geschichtswissenschaft lange Zeit dazu geführt, Kriege bevorzugt als politisch-taktische Großereignisse zu betrachten. Wie bei einem Schachspiel verfolgte und erforschte man Strategien der Kriegsvorbereitung und -führung, die Erfolge oder Niederlagen mehr oder weniger berühmter Feldherren und fragte – aufs Ganze gesehen – nach den Gewinnern und Verlierern dieser großen Spielpartien. In den letzten drei Jahrzehnten ist dieser enge Fokus mehr und mehr aufgebrochen und zu einer Kulturgeschichte des Krieges hin ausgeweitet worden. Man begann sich für Sinnzuweisungen an Kriege aber auch für Darstellungsmuster und Rationalisierungen von Kriegen zu interessieren und stieß auf vielfältige Muster der Um- und Neudeutungen. Zugleich geriet der Krieg als Alltagserfahrung der Söldner, Soldat und ihrer BegleiterInnen im Tross, aber auch der vom Krieg betroffenen Bevölkerung in den Städten und auf dem Land in den Blick.

Diese neueren Ansätze und Perspektivierungen der Forschung bilden einen wichtigen Schwerpunkt der Vorlesung. Behandelt werden u.a. Gewaltkulturen, Kriegserfahrungen und deren Darstellungen, das Leben im Tross, Männlichkeitsbilder im Wandel und Propaganda im Krieg. Vorangestellt wird diesen Querschnittsthemen, die in der zweiten Semesterhälfte im Mittelpunkt stehen, ein grundlegender chronologischer Überblick zentraler kriegerischer Auseinandersetzungen zwischen 1500 und 1800, die vor dem Hintergrund der politischen, wirtschaftlichen und religiösen wie konfessionellen Gemengelage in Europa diskutiert werden.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2019/20