Abgesehen von Harry Potter verbinden die meisten Leute Magie zumeist mit den Hexen des ‚finsteren‘ Mittelalters. Natürlich gab es – wie zu allen Zeiten und in allen Gesellschaften – auch im mittelalterlichen Europa Hexen. Die stereotype Hexe, die zum Sabbat flog um mit Dämonen zu verkehren, Menschen und Tiere verzauberte und letztlich auf dem Scheiterhaufen brannte, war aber ein Phänomen der Frühen Neuzeit. Zeitgleich mit der Blütezeit des Humanismus, der Reformation und bahnbrechenden wissenschaftlichen Erkenntnissen (z.B. Kopernikus, Keppler, Bacon oder Descartes), verbreitete sich europaweit in allen gesellschaftlichen Schichten die Angst vor einer Sekte der Hexen, zumeist Frauen, die mit ihren magischen Kräften ihre Mitmenschen quälten. Hexen waren aber nicht die einzigen ‚Magieprofis’ ihrer Zeit; Gelehrte und Apotheker, Heiler und Henker praktizierten in diesem Bereich. Man kann auch davon ausgehen, dass die meisten frühneuzeitlichen Menschen gelegentlich oder gewohnheitsmäßig zu magischen Mitteln griffen um die verschiedensten Probleme zu lösen.

Die Geschichte der Magie in der frühen Neuzeit erlaubt es Studierenden erste Einblicke in eine Fülle von historischen Teildisziplinen zu gewinnen, unter anderem der Sozial-, Kultur-, und Religionsgeschichte, der Medizin-, Geschlechter- und Wissenschaftsgeschichte, und nicht zuletzt der Ideen-, Rechts- und Kriminalitätsgeschichte. Das Proseminar wird zunächst ergründen, warum Magie in der Vormoderne Sinn machte, welche kosmischen Vorstellungen ihr zu Grunde lagen und wie man sich die Praxis des Zauberns vorstellte. In einem zweiten Schritt widmen wir uns den verschiedenen Arten und Anwendungsbereichen der Magie und versuchen somit eine Sozialgeschichte der Magie zu entwerfen. Zuletzt müssen wir uns bemühen zu verstehen, weshalb die Magie zu einem Randphänomen wurde.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WT 2019/20