Angesichts eines akzelerierenden, tiefgreifenden, und radikalen Globalisierungs- und Pluralisierungsprozesses und der damit unausweichlich gewordenen Auseinandersetzung und wechselseitigen Durchdringung der Kulturen und Lebensformen unterschiedlichster Provenienz begegnen sich die Religionen und Weltanschauungen in einem sehr viel breiteren und intensiveren Ausmaß als je zuvor in der Geschichte. Glaubenskriege und religiös motivierte Terrorismen dokumentieren das enorme Konfliktpotential religiöser Vielfalt und fordern eine Intensivierung der Verständigungsanstrengungen, um eine konstruktive Veränderung in Selbst- und Fremdwahrnehmung der Religionen und deren Pluralismusfähigkeit zu fördern. Hierbei kann der Philosophie die Aufgabe zukommen, eine kulturübergreifende Basis der Kommunikation zu begründen und ebenso universell verbindliche wie transkulturell akzeptierbare Grundlagen der Orientierung zu erkunden.

In einem ersten Teil des Seminars werden daher die Grundbegriffe und gnoseologischen Grundlagen einer interkulturellen und interreligiösen Philosophie geklärt: Neben einer kritischen Diskussion des leitenden Philosophie- und Kulturbegriffes betrifft dies vor allem auch die Geltungsansprüche und Geltungsgrenzen der Vernunft, Sprache und Logik in einem weltphilosophischen Kontext. In einem zweiten Teil setzen wir uns mit neueren Ansätzen innerhalb der interkulturellen und interreligiösen Philosophie und Theologie auseinander. Neben Gerhard Oberhammers Entwurf einer transzendentalen und Perry Schmidt-Leukels Entwurf einer fraktalen Hermeneutik religiöser Traditionen sollen u. a. auch der integrale Ansatz Ken Wilbers, die Metaphilosophie Toshihiko Izutsus sowie die Strukturtheorie der Re-flexion Hans P. Sturms Gegenstand des Seminars sein. Die Literatur wird zu Beginn des Seminars zur Verfügung gestellt.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2019/20