In seinem Buch „Die neue Umverteilung” prophezeite Hans Ulrich Wehler im Jahr 2013, aufgrund der steigenden Ungleichheit werde die „soziale Frage” eines der Kernthemen in künftigen gesellschaftspolitischen Debatten werden. Ob Mietpreisbremse und Mindestlohn, Grundrente oder jüngst die leidenschaftlich geführten Diskussionen um Enteignungen: Es scheint, als habe der Sozialhistoriker mit seiner Prognose den Nagel auf den Kopf getroffen. Dabei haben viele der aktuell verhandelten Aspekte sozialer Ungleichheit eine teils längere historische Vorgeschichte, sind Dynamiken der Ausgrenzung und Marginalisierung wie auch Konstruktionsprozesse um „Armut”, „Reichtum” oder „Randgruppen” keineswegs „neu”. Das Seminar beschäftigt sich daher in deutsch-deutscher Perspektive mit dem Ausmaß von und den zeitgenössischen Debatten um soziale Ungleichheit von 1945 bis in die Gegenwart und geht davon aus, dass die historische Beschäftigung mit den sozialen Rändern sehr viel über die jeweilige gesellschaftliche Mitte verrät. In der Veranstaltung werden die TeilnehmerInnen außerdem mit der Anwendung grundlegender historischer Methoden sowie mit den gängigen Hilfsmitteln der Neueren und Neuesten Geschichte vertraut gemacht. Hierfür sind umfangreiche praktische Übungsanteile vorgesehen, wie das Verfassen von Exzerpten und die Erstellung von Bibliographien. Für einen Leistungsnachweis sind neben einer regelmäßigen und aktiven Teilnahme das Halten eines Referats, das Bestehen einer Klausur sowie das Verfassen einer Hausarbeit erforderlich.

Das Proseminar ist konzeptionell eng mit der Übung „Soziale Ungleichheit in der Antike” (Andrew Lekpe) verknüpft. Es sei ausdrücklich ermutigt, beide Veranstaltungen gemeinsam zu besuchen.

 

Die Veranstaltung beginnt am 23.10.2019

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2019/20