Milo Rau nimmt im WS 2019/20 die seit 2015 existierende Münsteraner Poetikdozentur wahr. Er ist der zur Zeit wohl provokanteste und umstrittenste Theaterautor, Regisseur und Essayist. Zu seinen bekanntesten Produktionen gehört u.a. Hate Radio (2011), zunächst ein Theaterstück, dann ein Hörspiel, das 2014 mit dem Hörspielpreis der Kriegsblinden ausgezeichnet wurde. Hate Radio zeichnet die Rolle des Radios beim Genozid in Ruanda 1994 nach.
Seither gibt es einerseits neue Medien, in denen Rhetoriken der Verletzung verbreitet und mit denen durch eine Sprache der Gewalt affektive Gemeinschaften erzeugt werden. Andererseits spielte das Radio schon im Deutschland der 30er und 40er Jahre eine zentrale Rolle bei der Erzeugung faschistischen Denkens durch Hate Speech. Das Seminar hat daher zwei Ziele: 1) Die Analyse von Hate Radio vor dem Hintergrund hörspiel- und dramentheoretischer Konzepte; 2) die Analyse des Konnexes von Hate Speech, Medium und Ästhetik in diachroner Sicht.
- Lehrende/r: Britta Herrmann