Soziale Protestbewegungen sprechen Bürger direkt an, vermitteln politische Informationen und motivieren zur politischen Beteiligung. Damit konnten sie in der Vergangenheit mehrfach weitreichende politische und gesellschaftliche Transformationen initiieren. Eine Ursache der gegenwärtigen Re-Aktualisierung sozialer Protestbewegungen liegt darin, dass der Widerstand gegen Misswirtschaft, Korruption und Despotismus in einer medial besser vernetzten und emanzipierteren Zivilgesellschaft zunimmt; daher ist wahrscheinlich, dass soziale Proteste in den kommenden Jahrzehnten noch zunehmen werden (Bertelsmann-Stiftung 2013). Trotz der offensichtlichen Bedeutung sozialer Protestbewegungen für die Demokratie ist ihre sozial-, politik- und kommunikationswissenschaftliche Erforschung lückenhaft: Dies gilt für die Rolle der Medien, aber mehr noch für ihre Bilder, die in diesem Seminar im Zentrum unserer Betrachtung stehen. Denn um die Bürger zu erreichen, sind soziale Protestbewegungen aufgrund ihrer meist limitierten Ressourcen zur Kommunikation ihrer Botschaften in besonderer Weise auf mediale Vermittlung angewiesen, die wiederum durch den Einsatz visueller Kommunikate erleichtert wird. Folgt man den Befunden der (traditionell textzentrierten) Framingforschung, streben Protestkommunikatoren ein Framing ihrer Botschaften an, welches die Medien zumindest teilweise übernehmen, wobei die so kommunizierten Interpretationsmuster die Wahrnehmung, Elaboration und Bewertung der Protestbewegung und ihrer Ziele durch Rezipienten prägen. Welche konkreten Medienwirkungen daraus resultieren, ist u.a. Gegenstand aktueller Forschungen. Im Seminar widmen wir uns dem Themenfeld «Visuelle Politische Kommunikation» am Beispiel Sozialer Protestbewegungen. Hierbei erarbeiten wir zunächst die Besonderheiten Visueller Politischer Kommunikation erarbeiten und analysieren dann, welche Konsequenzen sich daraus für die Vermittlung und Rezeption politischer Informationen, vor allem aber für sich anschließende Partizipationsprozesse ergeben.

Prüfungsleistung:
Referat und Hausarbeit

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2019/20