Der Gebrauch der Worte „Apokalyptik“ oder „apokalyptisch“ im gegenwärtigen Diskurs bezeichnet meistens irgendein Katastrophenszenario. Damit geht der Gebrauch des Wortes auf antike apokalyptische Texte zurück, führt den Begriff aber auch zugleich eng, denn die Texte beinhalten weit mehr als nur das. Es geht in den von Collins als „historische Apokalypsen“ bezeichneten Werken um das nahe Ende der Welt, den endzeitlichen Kampf einer Gruppe von Gerechten gegen das Böse, welches oft in bestialischen Metaphern und Symbolen gezeichnet wird, den Messias als Erlöserfigur, und eine neue paradiesähnliche Welt. In der Übung sollen die Texte auf ihre Motive und ihre Themenfülle untersucht werden und danach gefragt werden, in welchem historischen Kontexte solche Texte entstehen. Welches Ziel verfolgt der Autor mit einem apokalyptischen Text? Welche historisch erlebte Krise steht hinter dem Text und wie nimmt der Text auf diese Bezug? Welche Gruppe wird adressiert und wie steht sie zu anderen Gruppen der römisch-hellenistischen Umwelt? Im Fokus der Übung stehen die nach der Tempelzerstörung 70 n.Chr. entstandenen Apokalypsen 2 Baruch, 4 Esra und die Johannesoffenbarung. Als „historisch“ werden sie von Collins im Unterschied zu den früheren Apokalypsen bezeichnet, weil sie daran interessiert sind, die Geschichte angesichts einer Katastrophe zu verstehen und neu zu interpretieren.

Die Übung kann begleitend zur Vorlesung „Einführung in die jüdische Apokalyptik“ besucht werden. Bei Interesse und entsprechenden Kenntnissen kann auch an den Texten in den alten Sprachen gearbeitet werden. Diese sind jedoch nicht Voraussetzung zur Teilnahme an der Übung. Die Anmeldung erfolgt über HISLSF und nicht über eine Email. Obligatorisch ist das Erscheinen zur ersten Sitzung, bei der auch die Literatur bekanntgegeben wird.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2019/20