Heutige Vorstellungen von ‚Magie‘ sind stark von kulturellen Phänomenen und Ereigniskomplexen der Neuzeit wie der Hexenverfolgung, Alchimie und Esoterik – und natürlich von der fantastischen Literatur der Moderne – geprägt. Die Bewertung der Magie als subversive und potentiell gefährliche Praxis geht indes auch auf antike Urteile zurück. Vor allem die Romanliteratur der Kaiserzeit wimmelt von Zauberern, Hexen, Nekromanten, Gestaltwechslern und anderen Figuren, die in einem zwielichtigen Austausch mit der Sphäre des Übernatürlichen zu stehen scheinen. Eine solche transzendente Kommunikation lässt sich aber zugleich mit modernen Definitionen von ‚Religion‘ in Einklang bringen. Tatsächlich finden sich im Umfeld antiker Heiligtümer sowie religiöser Traditionen die meisten nicht-fiktionalen Quellen zu rituellen Praktiken, die als ‚magisch‘ beschrieben werden können.

In der Übung soll das Verhältnis zwischen realer magischer Praxis und fiktionaler Darstellung von Magie untersucht und diskutiert werden. Neben der einführenden Lektüre wissenschaftlicher Texte zur Konzeptualisierung des Magiebegriffs werden sowohl literarisch-fiktionale als auch materiell-dokumentarische Quellen zur antiken Magie gelesen und gemeinsam diskutiert. Ein besonderer Fokus liegt auf dem Umgang mit den materiellen und formelsprachlichen Besonderheiten der papyrologischen (Ritualbücher, sog. ‚Zauberpapyri‘) und epigraphischen (‚Fluchtafeln‘) Zeugnisse; dabei wird auch in praktischen Übungen (Produktion, Schrift, Entzifferung) der Zusammenhang zwischen Materialität, Erhaltungszustand und Rekonstruktion handschriftlicher Ritztexte thematisiert.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2019/20