Die Vorlesung bietet eine Einführung in die Kulturphilosophie und eine Einführung in die Ästhetik. Gemessen an der Tatsache, dass die (abendländische) Philosophie auf eine zweieinhalbtausendjährige Geschichte zurückblickt, handelt es sich bei beiden Teildisziplinen um vergleichsweise junge Forschungsgebiete der Philosophie. Die Ästhetik als philosophische Disziplin hat Alexander Gottlieb Baumgarten mit seinem Werk Aesthetica (1750/1758) begründet. Auch die Kulturphilosophie hat ihre Wurzeln im 18. Jahrhundert. So wird allgemein das vierbändige Opus Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit von Johann Gottfried Herder (1784/1785/1787/1791) als wichtiges Schlüsselwerk angesehen, aber der Term „Kulturphilosophie“ wurde zur Bezeichnung einer philosophischen Disziplin erst 1899 von Ludwig Stein eingeführt.

Beide Disziplinen beschäftigen sich mit Phänomenen, die für unsere Lebenswelt von eminenter Bedeutung sind – für unsere Lebenswelt, in der wir uns jeden Tag ganz selbstverständlich bewegen. Diese Selbstverständlichkeit und Vertrautheit mag ein Grund dafür sein, dass Fragen nach den Konstituenten unserer Kultur erst in dem Moment problematisch werden, in dem wir anderen, gänzlich anders konstituierten Kulturen gegenüberstehen. Hier werden die Fragen virulent, inwiefern Menschen durch ihre Kultur geprägt und bestimmt sind, auf welcher Grundlage es einen Dialog zwischen Kulturen geben kann und ob es so etwas wie gemeinsame Grundlagen von Kulturen bzw. eine „Leitkultur“ geben kann. Wie schon diese exemplarisch herausgegriffenen Fragen illustrieren, spielen Wertungsfragen bei der Bestimmung dessen, was Kultur ist und ausmacht, eine wichtige Rolle. An dieser Stelle ergibt sich die thematische Verbindung zum zweiten Thema der Vorlesung: Die Ästhetik fragt nach der – neben der Wertungskategorie des moralisch Guten und Schlechten – zweiten grundlegenden Wertungskategorie, nämlich der Kategorie des Schönen. Welche Gegenstände bewerten wir als schön? Wo liegen die Unterschiede zwischen dem Schönen und dem (bloß) Angenehmen? Ist der Gegenbegriff zum Schönen das Unangenehme oder das Hässliche? Gibt es universelle Kriterien des Schönen oder ist es kulturabhängig, was man als schön und als nicht schön bewertet?

Die Vorlesung thematisiert Grundbegriffe, -theorien und -probleme beider Disziplinen der Philosophie in systematischer Perspektive, macht aber auch mit wichtigen philosophiehistorischen Lehrstücken vertraut.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2019/20