Ist es unmoralisch, gegen bestehendes Recht zu verstoßen, auch wenn ich niemandem schade? Muss ich halten, was ich versprochen habe? Bin ich für das Glück oder Wohlergehen meiner Mitmenschen verantwortlich? Kann man zur Organspende verpflichtet werden und ist Sterbehilfe zulässig? Was ist überhaupt Moral, versteht sie sich „von selbst“? Und Friedrich Nietzsche überlegt: „Warum überhaupt Moral, wenn Leben, Natur, Geschichte unmoralisch sind?“

Diese und viele weitere moralische Fragen sind Teil unserer Lebenswelt. Immanuel Kant fasst sie unter der Frage „Was soll ich tun?“ zusammen.

Die Praktische Philosophie setzt sich seit Aristoteles mit den Fragen der Ethik, der Politik und der Ökonomie auseinander, die für das Gelingen eines guten und selbstbestimmten Lebens von zentraler Bedeutung sind. Aber was ist ein gutes Leben und muss man nicht ein moralisches Leben führen, damit es ‚gut‘ genannt werden kann?– Selbst wenn man Moral für unverzichtbar hält und dafür gute Gründe vorzubringen weiß, bleibt die Frage, wieweit die Möglichkeiten zum moralischen Handeln von den Umständen (der Gesellschaft, der Politik und der Wirtschaft) abhängig bleiben. Konkrete Ethik kann und darf die Bedeutung der institutionellen Rahmenbedingungen für die Moral nicht vernachlässigen.

Im Wintersemester soll mit Hilfe von aktuellen Beispielen und verschiedenen Textpassagen die Funktion, der Sinn von Moral verdeutlicht, klassische Begründungen ethischen Handelns erörtert sowie die Rolle der individuellen und gesellschaftlichen Bedingungen diskutiert werden.


Semester: WiSe 2019/20